Wieder einmal frage, wundere und verfluche ich mich dafür nicht zeichnen zu können. Wahrscheinlich hätte ich dann in den letzten Wochen ein paar Sorgenfalten weniger auf der Stirn gehabt. Denn ich kann nicht nur miserabel zeichnen, ich habe auch absolut keine Ahnung von Kunst. Wie ich meine Wünsche und Vorstellungen äußern sollte, war mir ein kleines Rätsel.
Zum Glück habe ich als Wunderwaffe die Künstlercommunity DeviantArt entdeckt. Seit letzten Juni durchforste ich sie regelmäßig nach potenziellen Bildern. Mein Favorit war „Rain of Stars“ : http://browse.deviantart.com/?qh=§ion=&q=rain+of+stars#/d1tcn11
Das Bild stammt von einer russischen Zeichnerin und passte fast perfekt zu meinem Manuskript. Leider hat sie sich nicht bereit erklärt, das Bild freizugeben, geschweige denn noch Timmy einzubauen. Also behielt ich es für eine Vorlage im Hinterkopf. Unter anderem hatte ich noch ein Bild mit dem Titel „Hungry Eyes“ in der weiteren Auswahl, das mehr auf den Hafen und das Versteckspiel eingegangen wäre, dem Timmy sich im Laufe des Buches unterzieht. Aber das Bild wirkte eher düster und bedrohlich, daher fürchtete ich, dass es zusammen mit dem Begriff der Allergomörder einen schlechten Eindruck erwecken könnte.
Gott sei Dank gibt es Menschen wie meine Illustratorin, die mit einem Stift in ihrer Hand Magie hervorzaubern können, wie Autoren mit ihren Worten. Wer diesen Blog schon etwas länger liest, weiß ja, dass meine erste Illustratorin aus Krankheitsgründen ausgefallen ist, aber ich habe in Laura einen guten Ersatz gefunden.
Es war ein Abenteuer, meine Worte so zu wählen und mit so vielen Details zu füttern, dass es wirklich wie im Buch aussieht. Das da oben ist die grobe erste Skizze. Lange haben Dominic und ich die Linien betrachtet. Er kann genauso wenig zeichnen wie ich und wir beide fragten uns: Was ist das Wirrwarr am rechten Rand? Auf den ersten Eindruck … Ich wusste nicht ganz, was ich davon halte sollte. Es ist schwer, wenn man seine eigenen Bilder im Kopf niemand zeigen kann (Jemand sollte eine Gedanken-Materialisierungs-Maschine erfinden), aber sie mit anderen Bildern aus fremden Köpfen vergleichen muss.
Wie es sich bei der feiner ausgearbeiteten Skizze herausstellte, versteckte sich im Chaos eine Stadt. Sie passte noch nicht ganz in die mediterrane/karibische Welt von Onnipolis, sah aber schon beeindruckend aus. Ich habe eine Szene aus den mittleren Kapiteln gewählt. Dort erleben Timmy und Beth das Sternenfest, das typisch ist für Onnipolis. Ein wahrer Sternenregen fällt vom Himmel, und die Sterne, die im Wasser oder im Sand aufschlagen, werden zu Glücksbringern. Bitte, fragt mich nicht warum, aber mein erster (und dazu noch sehr schneller) Gedanke war, wie Beth Timmy wieder hinter sich her schleift. Wie sie die Hand zum Himmel ausstreckt und „Schau! Wie schön!“ ruft.
Okay, es ist ihre Lieblingsbeschäftigung, das gestehe ich mir ja ein. Oder sollte ich mir eher Sorgen darüber machen, dass eine von mir erschaffene Figur in diesen Sätzen so viel Gewicht erhält, wie eine real existierende … Nein, daran zerbricht nur mein Kopf. 🙂
Das hier – tadaaa – ist das Cover zu „Timmy und die Allergomörder“:
Die Farben gefallen mir unheimlich gut. Es leuchtet irgendwie und die Sterne strahlen. Timmy und Beth sieht man zwar nur von hinten, aber sie passen zu meinen Figuren. Das ist ein bisschen unheimlich, wie gesagt, dass man als Illustratorin mal kurz die Bilder aus meinem Kopf zu Papier bringt … Fast schon wünsche ich mir, es gäbe diesen Ort und dieses Fest nicht nur in meiner Fantasie, sondern auch in Wirklichkeit. Dann würde ich ganz ganz ganz schrecklich viele Sterne einsammeln und sie als Glücksbringer verschenken. Ich wüsste auch schon an wen. 😉
Zurück in die Realität: Dominic reibt sich die Hände. Jetzt da wir ein Bild haben, kann die Bestellung für die Flyer endlich raus. Und die Lesezeichen. Und die Aufkleber. Und … was auch noch in seinen Kopf herumschwirrt …
Wer im Übrigen noch mehr Arbeiten von Laura sehen möchte, ihre Internetpräsenz befindet sich unter: http://www.laumiline.com/digital.php
Ich kann nur empfehlen, sich die Zeit zu nehmen!.