Ich dachte mir schon, dass etwas faul läuft, als ich am 14.12. eine Email von neobooks erhalten habe. Inhalt: Sollten Sie durch die Umstellung aus den Top Ten fallen, dürfen Sie ihr Manuskript am Ende des Wettbewerbs gerne noch gesondert einreichen.
Widerspricht ein wenig dem Prinzip. So ganz leicht. Nicht zu vergessen, dass neobooks mittlerweile hat verlauten lassen, dass es pro Durchgang drei E-Books und jedes halbe Jahr ein Taschenbuch geben soll. Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Und wer weiß schon, ob jetzt die Top Ten überhaupt noch etwas zählt, aus denen ja eigentlich die drei E-Books entstehen sollen.
Aber kommen wir erstmal zu den Umstellungen von neobooks:
1. Einmal – Rezensenten zählen weniger in der Gesamtwertung
Das freut die neobooks – Gemeinde sehr, dann fallen die Freundschaftsbewertungen heraus. Leider hat man zwei Punkte vergessen. Zum einem, es gibt viele Rezensenten, die nur ein Buch bewertet haben, und danach von den schlechten Texten abgeschreckt worden sind und die Plattform verlassen haben. Ebenso haben manche Autoren das Glück, mehrere Geschichten eingestellt zu haben. Die meisten Freunde haben dann zwei oder drei Texte bewertet und sind danach verschwunden. Damit gelten sie aber nicht als Einmal-Rezensent und fallen stärker in die Gewichtung.
2. Top- und Vielrezensenten werden mehrfach gewichtet. Schlüssel geheim. Betriebsgeheimnis.
Allein 60% der Autoren der neuen Top 25 gehören zum Kreis der Vielrezensenten, die sich untereinander bewertet haben. D.h. der harte Kern, der von Anfang an dabei war und sich im Forum ausgetauscht hat, bewertete sich natürlich gegenseitig. Jeder Neuling wurde skeptischer betrachtet. Auch Kurzgeschichtensammlungen, die nichts mit dem Wettbewerb zu tun haben, wurden freundlicher bewertet, haben Überflieger bekommen, da niemand davon ausging, dass sie in den Top Ten landen. Bis gestern 12:00 Uhr.
Falls jemand meine früheren Berichte nicht gelesen hat: Es gibt sehr viele Vielrezensenten, die rein Punkte sammeln, in dem sie alles und jedes bewerten. Und zwar mittelmäßig bis schlecht, weil es nicht ihr Genre ist. Bzw. nicht fundiert, weil sie die magische Grenze von 500-Rezensionspunkten überschreiten wollen. Yippie, genau dies bekommt jetzt auch noch mehr Gewichtung und wird somit zum ausschlaggebenden Faktor. Praktisch gesehen muss man nur zwei oder drei dieser Rezensenten auf seine Seite ziehen, um in der Top Ten zu landen. Die breite Masse, um die es ursprünglich ging, ist ausgehebelt und abgeschlagen.
3. Erst wenn ein Werk zehn Bewertungen hat, wird es in die Rangliste aufgenommen.
Logisch. Nachvollziehbar. Auch wenn man unter „ferner liefen“ gelistet wird … Nur, dass man ohne Werbung natürlich keine Chance hat, diesen Status zu verändern.
4. Leserzahlen werden nivelliert.
Tja, wer Werbung macht, hat die Arschkarte gezogen. (Verzeiht mein Deutsch.) Je weniger ein Buch gelesen, angeklickt und bewertet wird, desto besser ist das Ranking. Nehmen wir mal mein Buch als Beispiel. Tou’Gard hat über 3500 Leser, 80 Bewertungen, 47 Überflieger, ca 10 Bewertungen mit null bis zwei Sternen. Ich bin von Platz 5 auf Platz 32 gerutscht. Da ich über die Seite hier, Facebook, Twitter, in Foren, überall von neobooks berichtet habe, dass mein Werk dort eingestellt ist. Laut neobooks ist das zwar nicht so, aber es existieren auch widersprüchliche Aussagen von ein und derselben Person des Teams.
Zu hohe Leserzahlen werden jedoch geglättet, damit Klicks aus Gefälligkeit von Freunden, Familie und Fans aus der Bewertung gezogen werden. Anders herum nach der neuen Regelung sollte man lieber nicht mehr Kommentare abgeben, das Buch bei Freunden zeigen, … Das treibt alles die Klickzahlen in die Höhe.
5. Sterne fließen in die Bewertung mit ein, wieder Mehrgewichtung von Viel- und Toprezensenten.
Klar, bei einem Werk, das viele Leser anzieht, spalten sich die Meinungen. Bei zehn Lesern werden sich elf unterschiedliche Meinungen bilden. 😉 Auch durch Geschmacksunterschiede entstehen Unterschiede. Krimifans hätten wahrscheinlich keinen Gefallen an Tou’Gard gefunden. Sie lasen und bewerteten es trotzdem. Um dies zu umgehen, hätte ich statt einer Kurzzusammenfassung wohl lieber schreiben sollen: Dies ist ein Fantasy-Jugendbuch, alle anderen Geschmäcker, verzieht euch.
Abgesehen davon, ein Buch, das oft gelesen wird, bekommt sowohl positive als auch schlechte Bewertungen. Das ist normal. Aber nun werden viele und negative Bewertungen generell als ‚schlecht‘ angerechnet.
Rachebewertungen. Fans von Autoren, die schlecht bewertet worden sind, haben sich schnell bei neobooks angemeldet und eine negative Rezension beim Verursacher hinterlassen. Ich habe den Fehler gemacht, als Autor andere Autoren zu bewerten. Deswegen zog ich mir den Zorn der Leser auf mich, die diese Werke mochten. Nicht zu vergessen, die vielen Systemaussetzer, wo man tage- oder wochenlang keine Sterne mehr abgeben konnte. Neobooks versprach zwar, Sterne nachzutragen, aber nur bei den Leuten, die Druck auf die Plattform ausgeübten. Wenn der Leser Neobooks darüber auch informiert hat, weil er es als wichtig empfand.
6. Es zählt der Schnitt. Sprich, wenn ein Werk 10 Bewertungen erhält, wovon 9 Überflieger sind, hat man ein Ranking von 90%.
Angeblich ist dieses System dynamischer. Laut Aussage von neobooks: Sollte ein Text elf Flieger von bekommen, rutscht man vielleicht in die Top Ten durch einen guten Schnitt. Woraufhin dann Viel- und Top-Rezensenten aufmerksam werden. Sobald diese es dann schlecht bewerten, stürzt das Buch wieder ab.
Es kann sein, dass Dominic diese Fehler zu schnell aufdeckt, aber sein Gedanke war: Ich stelle meinen Text zwei Tage vor Wettbewerbsschluss ein, sage dann meinen Freunden Bescheid, besorge mir im Vorfeld zwei oder drei Top-Rezensenten oder erschaffe diese selbst, rutsche nach oben und die anderen haben gar nicht die Zeit, ihn negativ zu bewerten. So viel zu dynamisch. Ich persönlich sehe es nur noch zynisch. Warum sollte ich mich darum kümmern, Werbung für meinen Text zu machen? Viele Bewertungen reißen mich runter. Es ist doch viel einfacher, andere schlecht zu bewerten, oder Freunde zu animieren, diese Texte zu zerreißen. Dadurch fällt die Statistik und ich rutsche nach oben.
Neobooks geht übrigens davon aus, dass gute Texte, die jetzt aus der Top Ten geflogen sind, ihren Weg zurückfinden. Leider Pech gehabt. Die Bücher hatten zwischen 1500-4000 Leser, 50-100 Bewertungen, welche oft nur zu 50-60% positiv ausgefallen sind. Damit sind die Rankings sprichwörtlich unten durch. Es besteht auch keine Möglichkeit sich so zu verbessern. Wer sich etwas mit Statistik auskennt …
Fazit: Probleme bei Neobooks – Kein Ende in Sicht
Was habe ich aus dem Experiment neobooks gelernt?
Autoren sollten niemals andere Autoren bewerten. Autoren schauen sich Bücher ganz anders an, als normale Leser. Sie haben gelernt in ihren Manuskripten nach Fehlern zu suchen und dieses Wissen lässt sich nicht so einfach abschalten. Geht mir nicht anders. Ich kann kein Buch mehr zur Entspannung lesen, das Autorenauge liest immer mit.
Es bilden sich immer Grüppchen, Lobbies… oder wie man es auch nennen möchte. Die jetzt dank neobooks die Macht über die Plattform erhalten haben. Ich glaube nicht, dass Droemer und Knaur sich einen Gefallen getan hat, neobooks als Eingangslektorat zu nutzen. Denn ich weiß durch Recherche aus dem Internet, dass alle Autoren – auch die bereits veröffentlichten – sich bei neobooks nun anmelden sollen mit ihren neuen Texten. Ob sich ein Marcus Heitz dieses Zufallsprinzip gefallen lassen würde? Oder will Droemer und Knaur keine Neulinge mehr haben und gibt das Aussortieren an die Community von neobooks ab? Um danach nur noch ein paar auszuwählen unter den Tausenden von Büchern, die sonst die Lektoren prüfen müssten?
Wenn neobooks im Forum nur noch betont, wie dynamisch das System ist und Texte von einem Tag auf den anderen in und aus der Top Ten fliegen können …. Das ist Willkür. Das ist ein Lottospiel. Nicht verraten, wie die Gewichtung funktioniert, damit ist es nicht mehr durchschaubar. Alle Karten einmal in die Luft zu schmeißen und hoffen, dass das Chaos der letzten Tage sich dadurch beseitigt – ist keine Option.
Auch wenn mir neobooks zwar angeboten hat, meinen Text nachzureichen, werde ich es wohl nicht tun. Ich bin von Droemer & Knaur nicht mehr überzeugt. Jedes System hat seine Lücken, aber diese Umstellung verschleiert nur die Probleme, löst sie nicht. Es ist mittlerweile nicht mehr ersichtlich, welches Buch wirklich in die Top Ten gehört oder welches nicht..
Hallo Cornelia,
auch wenn ich mich schon vor längerer Zeit bei neobooks verabschiedet habe, beobachte ich den Verlauf dort. Ich war gespannt auf das Update und die damit verbundenen Änderungen in der Bewertung. Offensichtlich ist die neue Lösung auch nicht befriedigend. Ich stimme dir zu. Das Portal als Eingangslektorat zu benutzen, ist nach dem jetzigen Stand der Dinge – zumindest aus Sicht der Autoren – keine gute Idee. Das Portal kostet die Autoren zudem Zeit (Rezensionen schreiben, sich im Forum einbringen, Werbung machen) – das Ergebnis steht dazu in keinem Verhältnis. Die Zeit sollte man als Autor vielleicht doch besser nutzen, um Bücher zu schreiben. Ich wünsche dir viel Glück mit Tou’Gard. Es gibt ja noch andere Wege, einen Verlag zu finden.
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Hm… ich bin da ja auch und denke schon, dass es jetzt besser als vorher ist. Sieh allein mal die top ten an. Aber von platz fuenf auf 32 runter – weht daher der wind? Nichts fuer ungut
Hallo Arnoldt,
ich bin davon ausgegangen, dass ich nach der Umstellung aus den Top Ten fliege. Schließlich hatte ich eine ca. 50-50 Verteilung der guten und schlechten Bewertungen. Wobei schlecht das falsche Wort ist, da ich in diesen Bewertungen viele Tipps erhalten habe, wie ich meinen Text verbessern kann.
Ich rege mich jedoch darüber auf, dass das neue System noch weniger funktioniert als das alte. Ich habe mir die neue Top Ten angesehen. Es erklärt sich nicht, warum diese Werke oben stehen, weil neobooks nichts zum neuen Gewichtungsystem verrät. Bis eben gab es im Forum von neobooks noch einen sehr langen thread über die Probleme und Berechnungsfehler im Ranking – aber dieser wurde gesperrt. Seltsam, oder?
Wenn du die haelfte schlechte bewertungen hast, dann ist doch klar, warum du so weit hinten bist, oder bin ich auf dem falschen dampfer? Was ich nicht verstehe, sind die flieger jetzt … 😉 ich bewerte einfach weiter wie vorher, hab ein reines gewissen. Aber der thread im forum ist uebrigens schon noch da, nur zusammengefuehrt.
Hallo Arnoldt,
schlecht bedeutet bei neobooks ja mittlerweile alles unter vier Sterne. Ich habe konstruktive Kritik bekommen, Rachebewertungen, Bewertungen von Krimi-Fans (die eigentlich nichts damit anfangen können), …
Ich sehe es relativ gelassen, dass ich auf Platz 33 gelandet bin. Denn wer sich ein bisschen mit Statistik auskennt, das neue System hat nur etwas mit einer bereignigten Statistik zu tun. Problem dabei: Sie ist weder logisch nachvollziehbar noch erklärbar. Wer sich die einzelnen Werke ein bisschen genauer ansieht, erkennt, dass es jetzt nur noch nach dem Durschnitt geht und das Verhätnis Leser/Sterne/Überflieger/Rezensenten falsch gewichtet wurde. Denn wie kommt es, dass ein Buch zwölf mal bewertet wurde (mit einen Überflieger) vor einem Buch ist, das über 60 Bewertungen hat (41 Überflieger)? Beide haben nach der neuen Statistik aber den gleichen Schnitt? Somit ist es doch bewiesen, dass Werke, die wenig gelesen und wenig bewertet werden, besser abschneiden.
Hallo Cornelia,
ich bin beispielsweise nie von Rezensenten beeindruckt, weil das Praktische, innen wie aussen, richtig erfahren lässt. Personenkult ist sehr wichtig, jedoch nicht wichtiger als niemand sonst. Tolle Erfolge, an denen das Schwierigste einer Sache im Satz, mit Wissen und wichtigere Marketingerfolge erfahren, wie Reise der Worte und besondere Leistungen, der Stadt den Hals verdrehen, der Geschichte einer aufmerksameren Lesergruppen, dürfen garnicht rar sein, wie strenge Zensuren vielleicht denken lassen. Eine Schwachstelle mit der sehr viele umgehen lernen und es bereits gleich richtig machen, sind top 10 Marketinggruppen.
Viel Spass mit den Erfolgen.
Ch. Fe. Rohn