Letztes Jahr habe ich auf der Leipziger Buchmesse am Stand von bookrix Halt gemacht. Die beiden „Erfinder“ der Plattform berichteten  begeistert von ihrem Projekt und den Vorteil von Online-Publikationen. Genauso Jacob Nomus, einer der ersten Autoren, der über Bookrix einen Verlag fand. Ich war sehr angetan von dem Gespräch und von ihrer Begeisterung, sodass auch ich mir einen Account anlegte und einen Teil meiner Kurzgeschichten hochlud. Mittlerweile sind einige Monate vergangen und ich möchte euch von meinen Erfahrungen berichten.

Bookrix ist eine der deutschen Plattformen, auf denen man seine Texte kostenlos veröffentlichen kann. Persönlich zähle ich Bookrix mit seinen über 200.000 Nutzern (Stand Jan 2011) zu den größten Communities dieser Art. Das Prinzip ist simpel. Jeder User kann einen Text hochladen, ein Cover aussuchen, selbst erstellen. Die Möglichkeiten, ein Manuskript zu präsentieren, sind unbegrenzt. Leider entstehen dadurch manchmal Geschichten, die einen orangefarbenen Text und einen Herzchenhintergrund haben.
Die Rechte des Textes bleiben beim Autor. Somit gelten veröffentlichte Werke bei Bookrix nicht als verbrannt. (Natürlich sehen Verlage es nicht gern, wenn neue Veröffentlichungen schon komplett im Internet standen.)
Jeder – egal ob angemeldet oder nicht – kann die eingestellten Texte lesen. Entweder auf der Seite selbst oder als Download im epub Format. Genres sind so gut wie alle vertreten; selbst Mangas von Hobbyzeichnern. Als Mitglied kann man einen Text bewerten, in dem man Sterne vergibt oder einen Kommentar hinterlässt. Anhand meiner eigenen Erfahrungen kann ich sagen, dass die User nicht mit Kritik um sich werfen. Texte werden fast immer gelobt, Fehler nimmt man nicht all zu ernst. Sicher gibt es auch Ausnahmen, wie einige Gruppen, die sich gezielt mit Texten auseinandersetzen, aber Bookrix behandelt seine Autoren recht gutmütig.

Diese Abneigung zur harten Kritik, zum Auseinandernehmen eines Textes Wort für Wort, mag auch daran liegen, dass Bookrix ein sehr junges Publikum anspricht. Die meisten Leser sind zwischen zwölf und fünfzwanzig. Die jüngste Autorin, die ich fand, war elf Jahre alt. Dies setzt andere Maßstäbe voraus und teilweise auch Kritikunfähigkeit. Mir ist es schon passiert, dass Freunde einer Autorin meine Texte niedergemacht haben, weil ich in einem Kommentar fehlende Rechtschreibung bemängelte.
Durch die vielen jungen Autoren sollte man aber auch eine andere Spannweite von Werken erwarten. Viele Texte im Fantasy-Bereich drehen sich um die Probleme von Jugendlichen: Schule, nervige Lehrer, verliebt sein, das erste Empfinden von Schmerz und Liebeskummer. Es ist nicht unbedingt etwas Schlechtes, schließlich ist die Sparte der Krimis&Thriller sowie Kurzgeschichten ebenfalls um so vielseitiger vertreten. Dazu kann man Bookrix als Ozean der Fanfictions bezeichnen. Theoretisch gesehen verstoßen diese Geschichten gegen Urheberrechte und die AGBs. Aber ihre Anzahl wuchert dermaßen, ich bezweifle, dass man ihrer noch Herr wird. Es ist schade, dass gute und interessante Texte von Harry Potter Fortsetzungen, Schwärmereien über Supernatural oder Zusammenfassungen von Twilight verdrängt werden. Ja, Zusammenfassungen!

Hinter dem Konzept existiert eine aktive Community, die sich rund um das Thema Buch und das Schreiben beschäftigt. Bücher werden vorgestellt, Tipps zum Schreiben ausgetauscht. Die User unterhalten sich über Schreibblockaden oder wie sie ihre eigene Welt per Photoshop basteln. Wie in jeder Community gibt es tote Account und Threads, aber Bookrix ist erstaunlich aktiv. Leider schließt dies auch mit ein, dass man als Mitglied von ca. 15 Gruppen 150 Benachrichtigungen pro Woche erhalten kann. Jede geschrieben von einem User, der darauf aufmerksam machen möchte, dass er eine Geschichte online gestellt hat, ein Kapitel weiter geschrieben hat oder genau dich als Leser will, … Ich habe es aufgegeben meinen Briefkasten zu ordnen und fische nur noch die persönlichen Nachrichten heraus. Denn niemand, der nicht den ganzen Tag vor dem Internet hängt, wird diese Flut an neuen Werken und Fortsetzungen bewältigen. Es gilt daher: gezielt lesen.

Eine aktive Community bringt aber noch einen weiteren Vorteil. Die Macher von Bookrix oder einzelne Gruppen veranstalten regelmäßig Schreib- und Fotowettbewerbe. Letzteres kürt z.B. das schönste Cover. Ich selbst habe regelmäßig an Kurzgeschichtenwettbewerben teilgenommen, aber es läuft praktisch jede Woche etwas. Meist ist es Themen orientiert wie „Fallen Angels“, „Pirates“, „Kaffee“, … und die User können per Vergabe von Pokalen (funktioniert wie die Sterne) den Gewinner bestimmen. Auch Verlage veranstalten regelmäßig Gewinnspiele, bei den man dann Bücher gewinnen kann.

Für mich war und ist Bookrix eine Möglichkeit, seine Werke vorzustellen. Ich konnte nicht einschätzen, wie meine Kurzgeschichten ankommen würden. Umso mehr habe ich mich über Feedback gefreut. Einen ganzen Roman dort einstellen würde ich dennoch nicht. Doch als „Hobbyschreiber“ ist Bookrix sicherlich eine gute Methode, um Leseeindrücke zu gewinnen..

Bookrix – Bücher online lesen & veröffentlichen

Ein Kommentar zu „Bookrix – Bücher online lesen & veröffentlichen

  • 17. Mai 2012 um 16:56 Uhr
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    Danke für die Info, Conny,
    Werd ich mir sparen dürfen, bookrix. Die Gotteserscheinung oder -Durchscheinung in meinem Umfeld können andere auch sehen, und sie können auch darüber schreiben. An Schriftstellerforen und ihre „Postkartenprosa“ denke ich mit Grauen, und Schreiber werden stets indirekt und unterschwellig neidisch und böse: da diese Gotteserscheinung, die von vielen gesehen werden kann, praktisch über allen Fantasiegeschichten und Sachebenen weilt.

    Lektoren werden sie kaum verstehen, wenn sie bei Normaltexten atrophiert sind. Deswegen scheinen eher eBooks interessant. Bookrix und neobooks.com wurde genannt, natürlich kindle-Formate.
    Werde mich nicht mehr zu Tode followern, mit tweets. Knackige Zeit, für eBook-Texte, oder nicht?
    Freundliche Grüße

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