Letzten Freitag war ich in der Grundschule Hohen – Neuendorf eingeladen, oder wie man mir später sagte, der „Roten Grundschule.“ Dies war bisher die längste meiner Lesungen, da ich vier Klassen in der vierten und fünften Stufe besuchte. Also, eine Herausforderung für meine Stimmbänder.
Ehrlich gesagt, die Straßen in Berlin und Brandenburg müssen mit einem Lineal gezogen worden sein. Ständig fahre ich nur gerade aus. So auch nach Hohen – Neuendorf. Einmal auf der B96 und dann erst wieder abbiegen, als ich einen Parkplatz (direkt vor der Schule) suchte. Dafür weiß ich jetzt endlich, wo Hermsdorf liegt. 😉
Die Grundschule in Hohen – Neuendorf ist ein altes Gebäude, das sich u-förmig um den Schulhof legt. Ziemlich viele Autofahrer haben am Freitagmorgen die kleine Straße blockiert, um ihre Kinder rechtzeitig abzuliefern. Ich schlängelte mich durch einen ganzen Schwarm von kleinen Fahrradfahrern. Früher habe ich mich immer zur Schule mit einem Stöhnen geschleppt, wenn man dort aber nicht mehr zum Lernen hin muss, dann macht es richtig Spaß über Schulhöfe zu wandern und zu beobachten, wie kleine Mädchen sich zur Begrüßung in die Arme fallen.
Von meinen letzten Besuchen habe ich gelernt, mich direkt an Schüler zu wenden, um den Weg ins Sekretariat zu finden. Ein Junge führte mich durch den verschachelten Aufbau der Schule. Er stellte sich sogar später als einer meiner Zuhörer heraus.
Die Klassen haben wieder super mitgemacht und sich von meinen Worten mitreißen lassen. Eine fünfte Klasse kam aus dem Lachen über Gabelschleifer und Briefmarkenankleber gar nicht mehr heraus, was einem als nur bestätigt und doppelt Spaß bringt. 🙂 Eine Viertklässlerin hatte das Buch schon im Vorhinein gekauft und las bei der Vorlesung mit! Sie war ganz erstaunt, wie viele Seite ich übersprang, hat die Lesung dennoch komplett mitgelesen.
Mittlerweile kenne ich den Text von Timmy fast auswendig, daher kann ich immer öfter aufblicken und die Schüler beobachten. Wie sie gespannt zu hören, mit dem Stuhl kippeln oder auch manchmal in der Nase bohren (das war weniger schön).
Eine vierte Klasse malte während bei ihrer Lesung und man schenkte mir ein Bild. Ein Haus, das an einem See steht, mit einem Blumenkübel. Sehr süß! Dafür sollte ich Kindern niemals vorschlagen, einmal zu Ende zu kramen und dann wieder aufmerksam zuzuhören. Sofort sind alle zum „Malschrank“ gerannt und es hat relativ lange gedauert, bis sie wieder auf den Plätzen saßen. Dafür ging dann die Fragerunde drauf …
Dennoch war es der Tag der Geschenke. Ein Mädchen schenkte mir einen Anhänger aus diesen neongrünen Gummibändern, die man flechten kann. Jetzt baumelt er an meinem Autoschlüssel und bringt mir bestimmt Glück auf dem Rest meiner Lesereise.
Bei vier Lesungen sammelten sich natürlich auch viele Berufe an. Chirugen, Architekten, Jetpiloten, Tester von allem und jedem, Designer, … Aber hier meine Top – Ten:
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- Nasenrümpfer – Jemand, der immer nur die Nase rümpft, um Kritik zu äußern
- Taschenmesserschleifer
- Schlagzeugbauer (Da wurde mir erst bewusst, dass die jemand ja auch herstellen muss!)
- Bibliothekar
- Astronomin/Wissenschaftlerin
- Fischer – Jetzt weiß ich, dass man dieser Beruf an der Havel ausüben kann; wieder etwas gelernt
- Tischler – gleich zweimal. Der Junge und das Mädchen konnten sich nicht einigen, wer wohl in ihrer Firma Chef wird. Daher mussten sie von ihren Klassenkameraden die Lösung ertragen, dass man doch einfach heiraten solle. Kinderlogik eben.
- Betttester / Hängemattentester
- Kreideschreiber und Rotstiftmaler – was die Lehrerin, die das vorschlug, auch geworden ist 😉
- Dieb – Ich hoffe, das Mädchen verfolgt diesen Traum nicht und nimmt ihren zweiten Vorschlag (Reitlehrerin)
Alles im allem war der Tag in Hohen-Neuendorf zwar anstrengend, aber eine tolle Erfahrung. Wenn einem praktisch eine gesamte Klasse erklärt, dass sie die Lesung so spannend fanden, dass sie alle das Buch weiterlesen wollen, dann kann man sich doch nur mit einem Lächeln auf den Nachhauseweg machen.
Achja! Es gab wieder Blumen! (Und Schokolade :D) Irgendwie habe ich noch Platz auf meiner Fensterbank geschafft, in dem das Gesteck aus Fürstenberg umgetopft und auf den Balkon gestellt habe. Aber, tadaaa, die derzeitige Blumenstrauß – Kollektion!