Am 24. Mai lud mich die Pestalozzi Grundschule in Birkenwerder ein, um beim Programm ihres Lesefestes mitzuwirken. Die Grundschule selbst ist gewaltig. Fünfzügig plus Integrationsklassen! Trotz dieser beträchtlichen Schülerzahl gab es kein Gedränge oder Gequetschte in den Gängen. Die Schule sowie der Schulhof wurden so groß angelegt, dass bestimmt die doppelte Menge hineinpasste.
Da sich die ganze Schule sich an diesem Tag zu Workshops aufteilte, arbeitete ich mit ca. 50 Sechstklässlern, die zunächst bei meiner Lesung zuhörten. Die Lesung selbst fand in einem alten Kunstraum statt und wir hatten viel, viel Platz. Die Schüler machten gut mit und ließen sich verrückte Berufe wie Faulenzer oder Betttester einfallen. Die meisten Berufswünsche haben mir die Schüler aber mitgeteilt, während ich Bücher signierte. Als ob sie es sich nicht getraut hätten, ihren Wunsch vor der ganzen Gruppe zu äußern.
Endlich habe ich es geschafft, tief genug für Korbe zu klingen. In den letzten Lesungen habe ich mich Korbes Sprechweise mehr und mehr angenähert, aber in der Pestalozzi Schule hat es geklappt. Bis auf ein paar Quietschern, da meine natürliche Stimmfarbe bei Weiten höher liegt. 😀 Es ist keine Schadenfreude, aber meine Zuhörer fallen immer wieder auf den Trick mit den Allergomördern herein. Sie erzählen mir gedankenlos von ihren Allergien und sind dann überrascht, wenn ich ihnen von den Allergo-Attentaten erzähle, die ich als Allergomörder durchführen könnte. Vielleicht sehen sie ab sofort wie Tilo jeden Abend unter ihrem Bett und in ihren Schränken nach. 😉
Im Anschluss an die Lesung hielt ich erneut meinen Schreib-Workshop ab. Die Schüler waren schon gespannt darauf. Fast hatte ich das Gefühl, dass alle Nachwuchsautoren dieser Grundschule sich in meinem Kurs versammelten. Leider musste ich den Workshop immer wieder unterbrechen, da vier Schulreporter mit mir en Interview machen wollten. Diese stellten sich als vier Erstklässler heraus, die so leise sprachen, dass man sie kaum verstand und vor lauter Schreck beim ersten Besuch einen Teil ihrer Fragen vergaßen. Daher klopften sie nach wenigen Minuten wieder an. Zu gerne hätte ich von den vier Mädchen und ihren bunten Presseausweisen ein Foto eingefügt!
Die Brainstorming – Phase verlieft jedoch gut, und die Schüler präsentierten jede Menge Ideen. Sie konnten sich sogar kaum auf den Stühlen halten, als wir die Teilnehmer zum Arbeiten in zwei Räume aufteilten. Sofort wollten alle mit dem Schreiben beginnen. Und sie schrieben, schrieben und schrieben. Bis zur Pause hatten manche schon drei DIN A 4 Seiten voll und ein paar Mädchen planten aus ihrer Idee ein Buch zu machen. Sie erzählten mit davon, und ihre Idee über Elfen, die die Jahreszeiten bringen und von Trollen gejagt werden, gefiel mir richtig gut. Im Allgemeinen waren die Einfälle weit gefächert. Von Science-Fiction Geschichten, bei denen die Erde gegen die Venus kämpft, Seeschlachten oder Entführungsgeschichten war alles dabei.
Nur eins kann ich mir nicht erklären: Warum schlägt mir jede Schule vor, dass ich als Zweitkarriere den Beruf als Grundschullehrerin ins Auge fassen könnte? Ist der Lehrermangel in Berlin / Brandenburg so drastisch? Sicher, ich komme mit meinen Zuhörern gut klar, aber das liegt wohl eher daran, dass es den Schülern Spaß macht und ich eben ein recht junger Besuch bin. Ich bin überzeugt, als Lehrerin würde ich diese Meuten kaum gebändigt bekommen …
Zum Abschluss bin ich noch das Fleckchen in Birkenwerder spaziert, in dem die Pestalozzi Grundschule anwesend ist. Von der Kirche, die sich direkt neben dem Gebäude in die Höhe schraubt und dem fast schon magisch grünen und stillen Weiher (wenn man bedenkt, dass man direkt an der B96 war), habe ich auch noch ein paar Fotos geschossen.