Inhalt:
Nur ein dünner Schleier trennt das Böse vom Guten, trennt Florenturna von Florenz. Noch glaubt Girolamo, dass er mit seinem Sieg über Mercurius, den Herrscher von Florenturna, das Böse besiegt und Florenz vor der Vernichtung gerettet hat. Doch Mercurius hat einen würdigen Nachfolger gefunden, der Florenturna auferstehen lässt und bereits seine mächtigen Arme nach Florenz ausstreckt. So liegt es erneut an Girolamo, für das Schicksal beider Städte zu kämpfen.
Sprache und Figuren:
Girolamo ist ein Jahr älter geworden, auch in seinem Denken und Handeln. Mir hat es gefallen, dass er seine Gabe nicht weiter einsetzen möchte. So schleppt der Junge durchs Buch einen Konflikt, um was er sich zuerst kümmern soll: seine Freunde oder die erneute Rettung Florenzias? Er will kein Held sein, aber die Umstände lassen ihm wieder einmal keine Wahl. Das – so finde ich – macht Girolamo sympathisch. Er ist weiterhin nur ein Junge, der nun eine Familie und Freunde gefunden hat und diese beschützen will. Bodenständig, nachvollziehbar – schön. 🙂
Spheara ging mir auf die Nerven mit ihren Tränen, dadurch, dass sie immer Mitleid bei Girolamo auslöste. Genauso wie der ständige Wechsel von Vertrauen und Misstrauen, den man ihr entgegenbrachte. Doch das sollte wohl so sein, da die Konstellation zwischen ihr, Nadir und Girolamo das Tempo der Geschichte vorantrieb.
Überhaupt nicht gefallen hat mir Pieros Entwicklung. Als liebevoller Vater wirkte er blass im Gegensatz zu den anderen Figuren.
Lob und Kritik:
Der zweite Band startete relativ zäh, die Gefahren aus Selenes Welt schlichen so leise heran, ich fragte mich nach hundert Seiten, wann denn endlich etwas passieren würde. Aber dann – wie im ersten Teil – überschlug sich die Geschichte und eine Wendung jagte die nächste. Schade war allerdings war, dass die Narratore-Gabe so in den Hintergrund getreten ist und der Fokus erneut auf den Schlüsseln lag. Ich warte darauf, dass die Gabe endlich zum zentralen Thema wird. 😉
Girolamos Liebe zu Lil war für mich nicht ganz nachvollziehbar, auch wenn die Autorin es so darstellte, dass er sich selbst nicht sicher ist, ob er das Mädchen liebt oder ob es etwas anderes ist. Als Motiv gesehen, um Girolamo anzutreiben und ihn für Lils Leben kämpfen zu lassen, war es jedoch gut ausgearbeitet. Nicht zu aufdringlich, sondern immer genau an der richtigen Stelle gesetzt.
Gefreut habe ich mich auch, dass viele Details aus dem ersten Band wieder aufgegriffen und erweitert wurden. Die sieben Schlüssel der Narratore wurden ausgebaut und mit ’strapotenza‘ hat sich sowohl ihre Macht als auch der Druck auf Girolamo, sie zu finden und zu beschützen, erhöht. Auch der zweite Abstecher nach Florenzia versetzt die Leser ins Staunen (trotz Mercurius‘ Belagerung). Vor allem haben mir die Gedankenschmetterlinge gefallen, die in den Tunneln leben. Ein wunderschöner Einfall!
Sprachlich gesehen hält die Autorin ihr hohes Niveau. Mir sind ein paar Formulierungen aufgefallen, die sich wiederholten, aber das nur am Rande.
Zusammenfassend:
Kathrin Lange schafft es sehr gut auf den ersten Band ihrer Reihe aufzubauen und die Geschichte um Girolamo weiter zu stricken. Da aber der Anfang recht zäh zu lesen war und mir persönlich das Ende zu gerafft vorkam (die Kapitel nach dem „Endkampf“ waren länger als dieser selbst) ziehe ich einen Stern ab und vergebe 4 von 5 Sternen für „Die Kinder des Zwielichts“. Ach, und natürlich freue ich mich jetzt schon auf den dritten Teil!