Zunächst einmal danke an Cathrin für die Leihgabe. Unsere Meinungen zum Buch gehen zwar auseinander, aber vielleicht diskutieren wir das noch mal in Ruhe aus. 😉
Inhalt:
„Eine hippe Einweihungsparty im Bootshaus: So feiern die Freshmen ihre Ankunft im Solomon-College. Doch dann beobachtet der stille Robert das Unfassbare: Ein Mädchen läuft in tiefer Nacht in den See. Sie wird von einem merkwürdigen Strudel erfasst und ertrinkt. Robert versucht zu helfen – doch er hat keine Chance. Am nächsten Morgen glaubt ihm niemand seine Geschichte, obwohl tatsächlich ein Mädchen spurlos verschwunden ist. Aber Lisa kann nicht in den See gelaufen sein. Denn Lisa sitzt seit ihrer Geburt im Rollstuhl…“ (Quelle: Arena Verlag)
Der Grundgedanke, der sich hinter dem Tal versteckt, ist nicht der Originellste. Auch ist es nicht die gruseligste Idee, zumindest nicht so, wie das Grace College aufgezogen wurde. Aber zusammengenommen trägt das College sowie die seltsame Umgebung die mysteriöse Atmosphäre des Buchs. Eine dunkle, düstere Atmosphäre, gegen die manche Witze schal und leblos wirken, fast wie als Spiegel zu Julias Innenleben.
Figuren:
Julia wirkt zu Beginn blass, aber im Laufe des Buchs merkt man, dass dies so gewollt ist, weil sie mit ihren Persönlichkeiten kämpft. Ihren Masken, der schweren Aufgabe, Robert zu beschützen, den vielen Geheimnissen und darunter irgendwo die Julia, die sie nicht sein darf und will.
Im ersten Band las sich Robert noch etwas klischeehaft, ich musste immer an andere mathematischen Genies aus Film&Fernsehen denken, da Julia aber die zentrale Figur ist, sehe ich über diesen Punkt hinweg und warte geduldig Roberts Entwicklung ab. Dahinter verbirgt sich definitiv etwas, sonst hätte die Autorin bestimmt nicht immer wieder auf seine „Visionen“ angespielt. Ich verbleibe also gespannt.
Die Nebenfiguren der Kommilitonen und des College-Personals gefielen mir 50/50. Ein paar stachen in ihren Eigenarten heraus, andere kann ich kaum auseinander halten.
Sprache:
Julias Innendarstellung grenzt „Das Tal“ von anderen Reihen in diesem Genre ab. Die zerrissene Persönlichkeit, ihre verwirrenden Gefühle und die Gedanken, die sie plagen – ich habe es ihr geglaubt und abgekauft.
Leider versuchte die Autorin auch immer wieder den amerikanischen Lebensstil und die dazu passende Sprache einzuflechten. Das wirkte leider oft gezwungen und zum Teil auch lächerlich. Sex and drugs und Alkohol als Beschreibung des Studentenlebens oder Bezeichnungen wie „Everybody’s darling“ oder „Mr. Florida“ sind mir persönlich negativ aufgestoßen.
Lob und Kritik:
Das College bietet eine Fülle von Möglichkeiten, was man in den nächsten Bänden noch anstellen kann. In diesem Punkt möchte ich die Autorin loben, sie hat sich ein weites Feld ausgedacht und dennoch hat man eine Vorstellung vom Grace erhalten. Auch möchte ich Julias langsame Entwicklung hervorheben. Sie kann nicht so leicht Vertrauen fassen, auch wenn sie dies vielleicht möchte, gelingt es ihr jedoch nicht. Zum Glück war es nicht anders, so ist es für mich doch realistischer. Ebenso Chris, der nur an Julias Seite ist, aber geduldig darauf wartet, dass sie von selbst ihre Geheimnisse lüftet.
Ein bisschen enttäuscht war ich, dass das Buch erst so spät Bezug auf den Klappentext nahm. Andererseits waren die Seiten davor reine Einführung; die Hauptfiguren, das College, die Mitstudenten, das potentielle Opfer – es mussten viele Fäden aufgezogen werden, bevor der Inhalt des Klappentextes endlich passierte.
Und leider kriege ich einen Teil der Studenten nicht mehr auseinander. Ich weiß, man braucht gerade bei Reihen viele Figuren, aber den Unterschied zwischen David und Benjamin und Rose und Katie kriege ich nicht mehr hin.
Zusammenfassend:
Die Autorin kratzt eine Fülle von Geheimnissen an und noch viele, viele Rätsel sind zu lösen. Sei es Julias Vergangenheit oder was hinter den vielen Nebenfiguren steckt. Auch wenn es nicht gerade spannend zu lesen war, so ist es doch emotionsgeladen und gerade die Darstellung von Julias Perspektive macht trägt zum Lesevergnügen bei .
Für den flüssigen Schreibstil, die tolle Innenperspektive und die gewaltige Welt, die im Ansatz gezeigt wurde, vergebe ich für „Das Tal 1.1. – Das Spiel“ 4 von 5 möglichen Sternen.