Auch diesen Mai pilgerten die Liebesromanbegeisterten nach Berlin-Spandau und besuchten die Lovelotter Convention 2013; in freudiger Erwartung ihre Lieblingsautorinnen (kein männlicher Schriftsteller!) zu treffen, Bücher signieren zu lassen und alten Bekannten aus dem letzten Jahr wieder zu begegnen. Auch wenn meine Lieblingsgenres eher Fantasy- und Jugendbuch sind, so schloss ich mich doch den Heerscharen an. Die letztjährige Convention blieb mir in wohliger Erinnerung, selbst wenn ich den Hype und die Countdowns, die manche in den letzten Wochen veranstaltet haben, nicht ganz nachvollziehen konnte. Dennoch Veranstaltungen und Orte voller Büchernarren und Schreibbegeisterten ziehen mich – fast schon – magisch an.

Begrüßt wurden meine Begleiterin und ich an diesem dauerverregneten und kalten Samstag von einem strahlenden Grün. Nach roten Taschen im letzten Jahr kleideten wir uns Grasgrün; ein wahrer Hingucker während der Wolken verhangenen Stunden. Ich hatte mich darauf eingestellt, wieder alles in die Veranstaltungstasche zu stopfen, doch weit gefehlt, diese war bis oben hin so sehr mit Goodies (Lesezeichen, Leseproben, Programmheft, Lipgloss!, Bücher, Seife, Tee, Buttons …) gefüllt, da hätte nichts mehr reingepasst. Das war einer dieser kleinen Momente, in denen ich froh war, mit dem Auto nur einen kurzen Anreiseweg zu haben. Keine zwei Minuten entfernt konnten wir alles regensicher im Kofferraum verstauen. Auch ein Vorteil, da ich so die Bücher, die ich signieren lassen wollte und bei den Signierstunden bekommen habe, nicht die ganze Zeit mit mir rumschleppen musste. Die angebotenen Schließfächer reichten bei Weitem nicht.

Die Zahl Zwei stand im Zentrum dieser zweiten LLC. Zwei mal so viele Goodies, zwei Tage Regenwetter, bestimmt doppelt so viele Besucher, zwei geschenkte Bücher von Gästen, die leider abgesagt haben, viel mehr Autoren und ja sogar zweimal zwei Signierstunden an den zwei Veranstaltungstagen. Dieses Jahr gab es von allem Doppelt so viel. Schöne Erinnerungen, Überraschungen, Ärgernisse. Zwei Blinddates und Workshops waren so dicht besucht, sodass es für mich, meine Freundin, und die Leute, die noch nach uns fragten, keine Plätze mehr gab. Und zweifellos hätte es weniger Platzprobleme gegeben, wenn die Signierstunden in zwei Räumen stattgefunden hätten. Kuschelwärme, Pinguinherde, S-Bahn-Verhältnisse bei Rushhour … so habe ich das Gedränge spaßeshalber genannt. Wenn einem aber Jackenknöpfe abgerissen werden, niemand merkt, dass mein Schal sich verheddert hat und sich langsam um meinen Hals zieht, Deckel von Kameralinsen mitgerissen werden, ect., dann hört irgendwann der Spaß auf. Ich fand es schade, dass man angezischt und angemault wurde, weil irgendjemand Angst hatte, man würde sich nicht am Ende der Schlange anstellen. Es geht doch nicht darum, sich gegenseitig um die Freiexemplare, die die Verlage zum Signieren den Besuchern schenken, zu streiten oder diese gierig einzusammeln. Diese sind in meinen Augen Erinnerungsstücke – an die Lesungen, die getroffenen Autoren und an die Veranstaltung. Dennoch achte ich immer noch lieber auf meine Mitmenschen, die sich einen Weg durch die Schlangen bahnen, mache Platz oder reiche stützend meine Hand, als nur die Bücher im Fokus zu haben. Widerlich fand ich es sogar, dass man sich  über eine Rollstuhlfahrerin beschwert hatte, die vorgelassen wurde. Diese Dame kann sich nicht auf der Wendeltreppe anstellen, sich nicht im Gedränge bewegen oder die zwei Stufen der Galerie hochsteigen. Um das eine Buch kam es doch nun wirklich nicht an!
So schön diese Geschenke auch sind, die Signierstunden zeigten leider nicht immer nur die besten Seiten der sonst so buchbegeisterten Anwesenden.

Aber ich habe sogleich mit den Kritikpunkten angefangen und das Schöne außer Acht gelassen! Das sollte ich nicht vergessen. Herrlich gestaltete sich die Lesung von Kerstin Gier, die, wenn auch nur eine halbe Stunde lang, uns alle köstlich zum Lachen brachte. Sowohl mit ihrem Buch als auch den verstellten Stimmen ihrer Nebenfiguren. Zum ersten Mal habe ich Jeanine Krock live gehört, die zwar sichtlich müde wirkte, dennoch eine gute Lesung lieferte. Es ist halt immer etwas ganz anderes, denjenigen live vor sich zu haben, als nur die Zeilen, die dieser Mensch schrieb. Sogar im Allgemeinen betrachtet. Zu sehen, wie die Autorinnen mit ihren Lesern umgehen oder sich ebenfalls in eine Lesung einer Kollegin setzen – solche Eindrücke findet man wohl nur auf Veranstaltungen wie der LLC.
Zu Karen Rose und Lisa Marie Rice begleitete ich meine Freundin, obwohl ich die Bücher nicht kannte. Die Lesungen wurden auf Englisch abgehalten, gelesen wurde aus hinteren Serienteilen, dennoch habe ich mich begeistern können. Vielleicht habe ich nicht alle Zusammenhänge mitbekommen, aber beide Veranstaltungen stellten sich als Erlebnis heraus. Auch für mich als Autorin, da ich wieder einmal sehen konnte, wie unterschiedlich Kollegen diese Lesungen abhalten. Ob sie zum Buch oder doch zum Tablett-PC/E-Reader greifen … Und mal ehrlich, waren diese riesigen Kissen nicht wunderbar bequem? 🙂

Wunderbar informativ gestaltete sich der Workshop „The Everyday Life of a Direputable Woman“ von Deliliah Marvelle, die uns Zuhörer in die Lebensweisen und Schicksale der Prostituierten und Kurtisanen im Londoner 18. und 19. Jahrhundert einführte. Mit viel Bildmaterial und Informationen, die uns mal schockiert, mal herrlich lachend zurückließen. Ich für meinen Teil habe einiges gelernt, zum Beispiel, dass diese Schicht der Gesellschaft zwar als verwerflich betrachtet wurde, dennoch ein gut integrierter Teil war. Oder wie die ersten Freudenhäuser sich entwickelten … Gerne hätte ich noch eine Stunde gelauscht, aber da war die Veranstaltung auch schon zu Ende.

Ein bisschen vom Stargast Cherry Adair habe ich während der Panels „Serienfieber“ und „Romantic Suspense“ mitbekommen. Diese Frau ist ein Magnet. Wohin sie geht, wobei sie mitspricht, die Aufmerksamkeit liegt auf ihr und sie zieht sie auch immer wieder zu sich hin. Auf witzige, sarkastische und ja komödiantische Art und Weise. Die vollbesetzte Galerie bricht in schallendes Gelächter aus, während doch eigentlich noch die Vorstellungsrunde stattfindet. Diese Frau hat mich so begeistert, ich möchte nun ihre Bücher anfangen, allein um herauszufinden, ob sie auch so schreiben kann, wie sie sich gibt. Denn wenn ich eins gelernt habe, dann wie diese Frau sich und ihre Bücher vermarktet und dabei auch noch für Entertainment sorgt.

Vielleicht bin ich nicht die typische Besucherin einer LLC. Viele Autorinnen und Buchreihen sagen mir einfach nichts und ich gehöre auch nicht zu denjenigen, die freudig nach Luft schnappen/quietschen/jauchzen, wenn eine Autorin erklärt, dass Zwillingsbruder X gar nicht tot ist oder die Figur, die eigentlich aus dem Hubschrauber gestürzt ist, sich quicklebendig fühlt – weil jene Autorin eben gerade an seiner Geschichte schreibt. Aber ich freue mich darüber, Neues zu entdecken und kennenzulernen und es begeistert mich, innerhalb dieses Gewusels zu stehen, wenn die anderen Besucher zu den Panels, Spielen und Gesprächsrunden eilen. Das ist, wie wenn ich im Geiste einen Schritt zurücktrete, den Blick schweifen lasse und mit einem Lächeln denke: All diese Leute lieben Bücher, gute Geschichten und Happy Ends. Das verbindet sie hier während dieser zwei Tage. So intensiv und hautnah wie vielleicht sonst nie im Jahr.

Außerdem bin ich immer noch ganz kribbelig, dass man mich erkannt hat. Es ist nun wirklich nicht mein Hauptgenre, weder beim Lesen noch beim Schreiben. Aber mein Name und auch mein Gesicht wurden wieder erkannt und zwar in Verbindung damit, dass ich eine Autorin bin und relativ aktiv im Netz! Genial, sage ich, genial gut! Diese kleinen Bestätigungen haben mir gezeigt, dass mein Blog sehr wohl gelesen wird, meine Beiträge bei Facebook&Twitter nicht irgendwo im Nirwana des Webs untergehen. Aber auch in Bekannte zu laufen, mit denen man nicht gerechnet hat, so wie Julia Ehrenberg, Sandra Schramm von dem Buchportal ReadandBeYourself oder Charly von Feyerabend, eine Berliner Autorin und Spieleentwicklerin.

Dementsprechend kann ich nur sagen, ich freue mich auf die nächste Convention in der neuen Location in Prenzlauer Berg. Es werden sicherlich wieder anstrengende, lustige und zwei wunderschöne Tage, wenn die Tore sich für die Liebesromanbegeisterten 2014 öffnen. Vielleicht haben wir dann auch mal schöneres Wetter … Jetzt jedoch werde ich damit beginnen, die vielen Goodies zu verteilen. Einige meiner Freunde freuen sich auf die Buttons, Lesezeichen und Leseproben und so kann ich auch mit ihnen die schönen Erinnerungen teilen, die ich am letzten Wochenende gesammelt habe. Und danach sollte ich dringend anfangen zu lesen, genug signierte Bücher warten auf mich. 😉

Loveletter Convention 2013
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6 Kommentare zu „Loveletter Convention 2013

  • 27. Mai 2013 um 18:59 Uhr
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    Ich fand es auch schön, dich zu treffen. Und ich finde es beruhigend, nicht die einzige zu sein, die von kaum einer der Autorinnen etwas gelesen hat. Danke für den schönen Bericht!

  • 27. Mai 2013 um 21:41 Uhr
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    Hallo Julia,
    es gab noch ein paar andere, die nicht alle Bücher gelesen haben. Aber die waren neben den „Hardcore“-Fans doch rar. Dazu gehörten auch diejenigen, die schon neunzig Minuten vor Beginn der Signierstunden anstanden. 😉
    LG!

  • 27. Mai 2013 um 22:21 Uhr
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    Ja, das mit der Frau im Rollstuhl war die Höhe. Sie hatte ja schließlich keine andere Wahl, als mit dem Aufzug zu fahren. Es war schon schwierig, ihr den Weg zum Fahrstuhl zu beräumen. Niemand wollte sie vorbei lassen, schrecklich. Manche waren echt so von ihrer Gier nach kostenfreien Büchern zerfressen. Traurig. Aber die positiven Erinnerungen überwiegen und lassen wir uns sie von den Miesmachern nicht nehmen.

  • 27. Mai 2013 um 23:49 Uhr
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    Conny, das hier ist ein sehr schöner Bericht, der sowohl die positiven als auch die negativen Aspekte zeigt. Liest sich toll! Und nein, deine Nachrichten verschwinden nicht im http://www.nirvana.nirgendwo ;).

  • 28. Mai 2013 um 09:16 Uhr
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    Man sollte sich nie von den Miesmachern den Spaß nehmen lassen. Dennoch war es mir wichtig, es in meinen Bericht zu erwähnen. Ich habe mich mit vielen Besucherinnen über dieses Verhalten aufgeregt. Die beiden Tage verliefen so toll, so harmonisch und alle waren nett und aufgeschlossen und quatschten auch mit eigentlich Wildfremden. Dass gerade dazwischen so wenig Rücksicht genommen wird, empfand ich als schrecklich.

  • 28. Mai 2013 um 09:18 Uhr
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    Ach wer weiß? Es gibt so viele Blogs, Communities, Facebook-Posts und Twitter-Nachrichten an einem Tag, da ist der Gedanke, dass die eigenen Sachen untergehen, nicht abwegig.
    Aber schön, dass dir der Bericht gefällt. Kannst dich ja 2014 uns romantisch Verrückten anschließen. 😀

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