Inhalt: „Luna rappt, küsst Tom und ist Fast-Blutsschwester von Suse. Doch ihr 13. Geburtstag stellt alles auf den Kopf: Erst macht Tom auf kalte Schulter und plötzlich kann Luna auch noch in die Zukunft sehen – magisch chaotische Zeiten beginnen! Als die geheimnisvolle Marli auftaucht, wird Lunas Leben erst recht durcheinander gewirbelt und mit einem Mal steht weit mehr als ihre Freundschaft mit Suse auf dem Spiel.“ (Quelle: Arena)
Die Autorin: Nachdem sie als Journalistin und Radiomoderatorin gearbeitet hat, begann Katja Henkel mit dem Schreiben von Kinder- und Erwachsenenbüchern. Zurzeit leb sie in Hamburg und Lissabon. Weitere Informationen findet man auch auf: http://www.katjahenkel.de/
Das Cover: Hübsch! Leider gibt das Foto nur unzureichend wieder, wie die bunten Punkte glitzern und funkeln. Die Illustration ist verspielt, deutet aber in meinen Augen gut auf den magischen Ring hin. Und auch die Protagonistin des ersten Bandes ist in der Aufmachung verewigt. Das Buch ist so blau wie Lunas Augen und der Edelstein, der ihren magischen Ring ziert.
Sprache: Katja Henkel schafft es, flüssig, locker und witzig zu schreiben, die Seiten fliegen beim Lesen nur so dahin. Die Jugendsprache der Hauptfigur und ihrer Cousine fängt sie super ein. Gelegentlich hielt ich jedoch inne und überlegte, was das Wort in Lunas Sprachgebrauch denn genau heißen sollte, war ich mir doch sicher, dass es eigentlich ganz anders hieß – vielleicht werde ich alt. 😉 Lunas Innendarstellung, ihre Gedanken und das Gefühlschaos, das sie während des ersten Bandes erleidet, kommt glaubhaft rüber. Ihre Ängste, Zweifel, ihre Freude sind für eine Dreizehnjährige genau richtig getroffen. Leider lähmt Lunas ausgeprägte Innendarstellung auch hin und wieder die Handlung, weil der Leser eben „nur“ in Lunas Kopf steckt.
Figuren: Toll wirken Suse und Luna, die beiden Cousinen, die aufgewachsenen sind wie Schwestern. Ihre Eigenarten, ihre Freundschaft, wie die beiden miteinander umgehen, ich konnte mir die beiden Mädchen richtig gut vorstellen. Ihre Dialoge sind frech und genau, wie solche Gespräche zwischen zwei Teenagern ablaufen. Schön getroffen.
Schade fand ich, dass Luna als so eine Alleskönnerin präsentiert wurde. Sportlich, gut in Musik, Finalistin bei diesem Bandwettbewerb, der Coolste Junge der Schule möchte sie in seiner Band haben, einen total lieben Freund, keinerlei familiäre Probleme, auch noch gut in der Schule dank ihres magischen Rings … Ihr Leben war mir beim Lesen zu zuckersüß und problemlos.
Ans Herz gewachsen ist mir der skurrile Opa, mit seinen buddhistischen Lebensweisheiten und der Rockmusik, die er gerne zum Besten gibt. Im Gegensatz dazu konnte ich mit Tom (der Junge, in den Luna verliebt ist), wenig anfangen. Er trat auf wie eine Traumtyp-Schablone für elfjährige Mädchen, sonst blieb er recht blass und flach. Er kann gut küssen und hat eine Zahnlücke, das macht in meinen Augen aber noch keinen vielschichtigen Charakter aus. Auch Marli wirkte nur auf den Faktor „Amerika“ und Freerunning runterreduziert. Dies kann natürlich durch die Ich-Perspektive geschehen, weil Luna dieses Mädchen nicht ausstehen kann. Trotzdem blieb Marli blass und „ihr Geheimnis“ fand ich gar nicht so magisch – ich hatte es relativ sofort raus.
Und drumherum spukte diese Fülle an Figuren, die alle nett und lieb und hilfsbereit waren. Selbst die eigentlich schlimme Mathelehrerin verhielt sich im Verlauf des Buchs richtig großzügig gegenüber Luna. All diese Randfiguren blieben mir nur schwer im Gedächtnis.
Kritikpunkte: Je länger ich diese Geschichte las, desto mehr bemerkte ich, wie wenig diese in mein Leseschema passte. Ich mag einfach nicht fast eine Seite lang zu lesen, wie sich Lunas erster Kuss anfühlt und dass danach Toms Kaugummi in ihrem Mund gelandet ist. Außerdem gab es gar nicht so viel Zauberhaftes, wie der Titel und das Cover andeuteten. Rückblickend wird recht wenig Magie im Buch verwendet. Dass Luna den Ring benutzt, um die nächsten Aufgaben für einen Test herauszufinden oder wie wohl ihr achtzehnter Geburtstag verläuft, verbuche ich nicht unter den Punkt „Magie.“ Denn das Rätsel um ihre Ururoma Elsa, die den beide Cousinen die Ringe und einen Brief zu Lunas dreizehnten Geburtstag schenkte, tritt für ganze Kapitel in den Hintergrund. Wird überlagert von Familienspaß im Freibad oder Lunas immerwährende Gedanken, dass sie niemals das richtige Outfit findet (im Nachhinein dann aber immer sehr stilbewusst und süß zur Schule aufbricht). Genauso schade empfand ich, dass die Konsequenzen, die eine Gabe wie in die Zukunft sehen, fast völlig ausgeblendet werden. Seit dem Besitz des Ringes verläuft Lunas eh schon glattes Leben noch ein bisschen einfacher. Sie muss ja nicht mal für Mathe lernen!
Dazu zieht sich der Mittelteil sich. Und gerade dort bin ich dann verwirrt in dieser Geschichte zurückgeblieben. Das Buch startet im Juli, zu Lunas Geburtstag, und obwohl Zeit vergeht (oder genaue Andeutungen, wie viel), geht der Sommer weiter und weiter (Grillen, Baden, die erste Liebe genießen). Aber auch die Schule läuft ganz normal ab und Luna freut sich schon fast auf die nächsten Zeugnisse. So im Nachhinein kann ich wirklich nicht mehr sagen, ob nun eine Woche, drei Monate oder ein halbes Jahr verflogen ist. Bei letzteren sind die Sommerferien, ein eigentlich wichtiges Ereignis im Leben einer Dreizehnjährigen, in Vergessenheit geraten.
Es fehlte einfach etwas. Der Punkt, der die Geschichte zu etwas Besonderem gemacht hätte als nur eine unterhaltsame Mädchengeschichte unter vielen anderen. Die Idee klang zu Beginn wirklich gut, ist aber im Verlauf des Buchs verloren gegangen.
Zusammenfassend: „Magische Zeiten – Plötzlich verzaubert“ stellt eine nette Sommerlektüre dar. Frech und witzig geschrieben, jedoch ohne das gewisse Etwas, das dieses Buch besonders machen würde. Die wirklich gut getroffene Jugendsprache der Autorin wiegt jedoch die ruhig verlaufende Geschichte auf. Daher verleihe ich 3 von 5 möglichen Sternen für den Auftakt dieser Trilogie und bedanke mich auch noch einmal hier beim Arena Verlag, dass ich bei der Leserunde auf Lovelybooks mitmachen durfte.
Weitere Informationen zum Buch findet man hier: Link