– Dark Lord 02 – Immer auf die Kleinen –
Arena Verlag
350 Seiten
weitere Infos gibt es auf der Verlagsseite. Oder auf der englischen Facebook-Fanseite der Reihe.
Inhalt: „Bei den neun Höllen der Verdammnis! Nicht Dark Lord ist zurück in sein heimisches Reich der Finsternis transportiert worden – sondern seine irdische Freundin Suus! Doch das Schlimmste kommt noch: Kaum gelandet, übernimmt Suus auf dem Heimatplaneten des Dunklen Lords als „Königin der Nacht“ die Herrschaft und macht es sich auf seinem Thron bequem. Da gibt’s nur eins: Dark Lord muss schleunigst nach Hause und für Ordnung sorgen! Aber wie??“ (Quelle: Arena Verlag)
Der Autor: Jamie Thomson, im Iran geboren und in Brighton aufgewachsen, studierte Politikwissenschaften an der Universität von Kent. Er hat als Lektor und Entwickler von Videospielen gearbeitet, Fantasy-Serien und Drehbücher geschrieben. Die Dark Lord-Trilogie ist sein erstes großes Kinderbuch-Projekt. (Quelle: Arena Verlag)
Sprache: Nach einem etwas zäheren Anfang kehrte Jamie Thomson nach einem Drittel des Buches zu seiner Wortgewandtheit und seinem Stil zurück. Irgendwie wirkten die ersten Seiten wie gezwungen. Als müsste er noch die Rückblicke zwischen die Handlung quetschen. Das klang jedoch nicht nach Thomson, sondern nach einem völlig anderem Autoren. Leider ist der Wortwitz im Vergleich zum ersten Band nicht so ausgeprägt, aber dies bot in meinen Augen auch nicht die Handlung her. (Dirk, der sich über menschliche Gepflogenheiten und Gegebenheiten lustig macht, war auch schwer zu toppen, da Suus die Darkland recht schnell nach ihren menschlichen Vorstellungen umkrempelt.) Dafür zeigt Thomson in diesem Band ein neues Talent: seine Beschreibungen. Mit wenigen Worten ruft er die Darklands ins Leben, so detailliert, ich konnte fast die süßliche Luft schmecken und den Staub der Jammerebenen unter meinen Füßen spüren. Ebenso gut stellt er den Eisernen Turm der Verzweiflung dar, einen wundersamen, magischen Ort voller Überraschungen, der jede Menge Einblicke in Dark Lord Dirks Persönlichkeit bietet.
Figuren: Die Figuren sind ihren Charakterzügen treu geblieben und überraschten mich im zweiten Band mit ihren Entwicklungen. Suus machte für mich den größten Sprung. Sie ist selbstbewusster geworden, verantwortungsbewusster und passte sich erstaunlich schnell in den Darklands an. Die Machtstellung, die sie erlangt, lässt sie viel stärker hervortreten als noch im ersten Band. Dennoch verliert Thomsons nie aus den Augen, dass sie in Wirklichkeit nur ein Mädchen ist, das nach Hause zurückkehren will.
Dirks Wandlung brachte mich am meisten zum Staunen. Ja, er ist ein verschlagener, tyrannischer Dark Lord. Aber er hat während seiner Zeit auf der Erde auch Werte wie Freundschaft, Vertrauen und Mitgefühl verinnerlicht. Was ihn im späteren Verlauf des Buchs in ungewohnten Zwiespalt verfallen lässt. Der Dark Lord ist eben auch ein Stück der Schuljunge Dirk und menschlicher denn je. Und nicht zu vergessen die Gefühle, die Suus aus ihm hervorlockt. Schuld, weil sie wegen ihm in den Darklands landete. Eifersucht, und auch Sorge, dass seinem kleinen Vampir etwas zustoßen könnte.
Die beiden zusammen sind übrigens der Knaller schlecht hin. Sie benehmen und streiten sich wie ein verliebtes Pärchen, aber auch wie ein altes Ehepaar – Suus hatte Dirk erstaunlich gut im Griff. Und dabei entstehen urkomische Situationen, wenn Dirk gegenüber Suus‘ Forderungen einknickt.
Doch auch die Gefolgschaft, die Suus in den Darklands um sich schart, ist gut dargestellt. Suus‘ Vertraute spiegeln die unterschiedlichen Rollen wieder, die es am Hofstaate des Eisernen Turm gibt. Von der rechten Hand, bis hin zum Stiefellecker. (Wie Dirk so schön sagen würde.) Sie erzittern vor Angst vor ihrem Dark Lord, verfallen aber alle Suus‘ Charme. Dazu bringen Namen wie „Knallfurz“ einem immer wieder zum Schmunzeln.
Lob und Kritik: Die phantasivolle Ausstattung der Darklands. Seien es die Landstriche, die Orte, die Kreaturen und deren Beziehungen zu einander. Jamie Thomson schafft eine ganz besondere, eigene Welt, in der die Dunklen nicht zwangsweise die Bösen sind, denn immerhin verhält Hasdruban sich noch im einiges gemeiner und hinterhältiger als der Dark Lord (kaum zu glauben, aber wahr!).
Trotz des Witzes und der abenteuerlichen Handlung, vermittelt Thomson noch still und leise ein paar Moralvorstellungen. Freunde darf man zum Beispiel nicht für den eigenen Vorteil ausnutzen oder Freunde halten zusammen, selbst wenn einer von ihnen auf Abwege gerät. Besonders gefallen hat mir, wie der Autor die unterschiedlichen Seiten von Macht (was diese mit einem anstellt) und Herrschaft (Tyrannei, Unterdrückung, Loyalität) herausgestellt hat.
Weiterhin möchte ich loben, dass trotz Krieg, Armeen und Streitereien die Geschichte der Altersstufe angemessen blieb. Es gibt mehr Wortgefechte, als dass wirklich die Waffen gezogen werden. Und selbst ernste Verhandlungen zwischen Armeen schafft Thomson ins Komische zu ziehen.
Das Ende war mir persönlich zu abrupt. Ich hatte mehr erwartet und das Abschlusskapitel wirkte mehr wie ein Ausblick als der vorläufige Abschluss. Viel zu viele Fragen blieben unbeantwortet. Wieso war Dirk am Ende nicht sauer? Wieso benahm er sich wieder so freundlich? Das hat sich einfach nicht erklärt. Dazu wurden eine handvoll Handlungsstränge einfach ignoriert, die jetzt bis zum dritten Band in der Luft hängen. Wie die aufgestellte Armee, die Dark Lord Dirk zusammengetrommelt hatte. Was ist denn mit der passiert?
Störend empfunden habe ich kleinere Logikfehler bezüglich der Größen von Dark Lord Dirk und Gargon. Aber das war nicht weiter schlimm, abgesehen davon, dass Dirk nur bedingt in eine Zelle passen würde, in die Gargon kaum reinkommt.
Wer auch immer Korrektur gelesen hat, er hätte mal ein bisschen besser aufpassen sollen! Der zweite Band strotzt vor Tipp- und Druckfehlern. Manche Kapitel sind sogar so schlimm, dass es keine Seite ohne einen Fehler gibt. Vergessene Anführungszeichen, falsche Namen (Chrisstopher, Molly/Dolly im Wechsel, Gem statt Gam, Gargresh statt Gargon oder Agrahs), Sätze, in denen wohl nachträglich noch was geändert wurde (Eine Wind blies) und was vergessen wurde (der das Schwert von Ven) und sonstige Verstümmelungen der Grammatik. Ich weiß, Tippfehler kann man nicht alle ausmerzen, dennoch war die Anzahl so gewaltig, dass ich gezwungen bin, deswegen die Bewertung zu senken. Dafür kann Jamie Thomson jedoch nichts und auch nicht die Geschichte.
Zusammenfassend: Nach einem etwas langatmigen Start findet Thomson zurück zu alter Stärke und präsentiert einen turbulenten, witzigen zweiten Band um Dark Lord Dirk und seine Freunde. Aufgrund der immensen Tippfehler in der deutschen Ausgabe ziehe ich jedoch einen halben Stern ab und vergebe 3.5 von 5 möglichen Sternen. (Aufgerundet auf 4 bei anderen Plattformen wie LB oder GR.)