– Wings – Der Mysteriöse Mr. Spines (Band 1) –
Jason Lethcoe
224 Seiten
Ars Edtion
Inhalt: „Edward, gerade mal 14 Jahre alt, gilt als Sonderling: Er stottert, ist eine fast 2 m lange »Bohnenstange«, baut am liebsten Kartenhäuser − und dann ist da diese merkwürdige Stelle auf seinem Rücken, die juckt und juckt … bis ihm eines Tages schwarze Flügel wachsen! Von diesem Moment an ist nichts mehr wie es einmal war. Auf der Flucht vor Whiplash Scruggs, der es auf seine Flügel abgesehen hat, bekommt Edward unerwartet Unterstützung von dem mysteriösen Mr. Spines. Mit ihm taucht er ein in eine unbekannte Welt: die Welt nach dem Tod, die von einem abgrundtief bösen Geschöpf beherrscht wird –. dem Schakal! Ob Edward tatsächlich der Sohn eines gefallenen Engels und damit der prophezeite Erlöser ist? Er selbst hat vorerst nur ein Ziel: seine Mutter aus den Klauen des Schakals zu befreien …“ (Quelle: Ars Edition)
Über den Autor: Jason Lethcoe arbeitete 22 Jahre lang als Zeichner und Autor für Walt Disney, Dreamworks, Warner Bros. und Co, bevor er hauptberuflich Schriftsteller wurde und er zahlreiche Kinder- und Jugendbücher verfasste. Als Fan von diesen Filmstudios (und deren Kinder- und Zeichentrickfilmen) lag die Messlatte sehr hoch für Herrn Lethcoe. Ich war sehr gespannt, wie mir das erste Buch, das ich von ihm lesen wollte, gefallen würde.
Das Cover: Von Anfang an hat mich das Cover fasziniert. Mir war nicht einmal der Inhalt wichtig, nachdem ich die Illustration gesehen habe, wollte ich dieses Buch lesen. Und es ist mir auch nicht mehr aus dem Sinn gegangen. Entdeckt habe ich es schon zum Erscheinungsdatum, aber erst Monate später gekauft, weil mir halt Cover und Titel nicht aus dem Kopf gingen. Nach dem Lesen steht dazu noch fest, das Cover ist nicht nur schön, sondern es passt auch sehr gut zur Geschichte und zur Stimmung des Buchs. Wunderbar gemacht!
Sprache: Lethcoe schreibt flüssig und mitreißend, ohne zu sehr in die Gedanken oder Gefühlswelt der Figuren abzutauchen. Zwar knapp geschildert, aber dennoch handwerklich so gut, dass man sich Orte und Figuren prima vorstellen kann. Hin und wieder empfand ich die Beschreibungen zu kurz, aber dafür punktet Lethcoe mit den besonderen Fähigkeiten seiner Figuren. Wenn ein Wächter seine Arie anstimmt, hört man die Melodie in den Zeilen. Oder wenn Edward darin versinkt, ein Kartenhaus zu bauen, dann versank auch ich beim Lesen in den Sätzen.
Leider war der Schreibstil nicht immer überzeugend und gerade die Stellen, die etwas holprig klangen, stachen durch das gute Niveau im Rest noch deutlicher hervor.
Figuren: Edward ist eine tolle Hauptfigur. Bei seiner traurigen Vergangenheit möchte man ihn nur noch in den Arm nehmen und wünscht sich, der Junge könnte all seinen Problemen, bösen Lehrern und gemeinen Mitschülern davonfliegen – und dann wachsen ihm Flügel! Tolle Idee! 🙂
Allein beim Jucken, unter dem der Junge leidet, da wollte ich mir auch gleich den Rücken kratzen oder später Scruggs die Schere wegnehmen. Edwards Vorsicht, seine Skepsis, aber auch der Wunsch, jemanden zu treffen, dem er Vertrauen kann, der ihn liebevoll behandelt – alles gut nachvollziehbar. Ganz herrlich war das Detail der Kartenhäuser, die atemberaubenden Konstruktionen, die Edward baut. Ich bin sehr gespannt, ob daraus noch mehr wird, denn der Junge besitzt eine unglaubliche räumliche Vorstellungskraft und einen Erfindergeist – wirklich beeindruckend.
Aber auch die andern Figuren waren detailreich gestaltet. Manche zum Lieben (wie die beiden Schüler von Mr. Spines mit ihren Wortgefechten) oder zum Hassen. (Whiplash Scrugss und seine Züchtigungsmethoden.)
Lob und Kritik: Die Geschichte geht direkt los, der Leser wird in Edwards Welt hineingeworfen und ich habe mich an der Seite des Jungen sofort sehr wohl gefühlt (trotz des Mitleids, das Edward in einem hervorruft). Die Handlung ist rasant, dennoch voller Phantasie und magisch. Hervorheben sollte man hier die Legende um Woodbine (dem Reich der Wächter), die geschickt in den Text eingefädelt wird und die Magiesprache, auf die man beim Lesen immer wieder stößt. Seite für Seite wird der Leser tiefer in diese Welt gezogen und lernt wie Edward mit.
Gerade wegen dieser vielen Details war es manchmal auch etwas unübersichtlich oder ich habe nicht direkt gewusst, wer denn nun mit Edward agiert. Dafür gab es aber am Ende des Buchs einen Glossar, der die wichtigsten Orte, Figuren und magischen Worte zusammenfasste. Eine gute Stütze bei der Lektüre, wenn man mal durcheinander kam. Die zusätzlichen Infos hätten meiner Meinung nach auch das Buch unnötig gestreckt.
Leider habe ich den Konflikt zwischen dem Schakal und den Wächtern noch nicht ganz entschlüsselt und auch nicht, wie Edwards Mutter dort nun mitmischt. Dieser Punkt wurde für mich nicht klar genug ausgearbeitet. Ich kann mir aber sehr gut vorstellen, dass dies noch in Band 2 und 3 genauer beleuchtet wird. Daher nur ein kleiner Kritikpunkt von meiner Seite, ich bin einfach zu ungeduldig und frage ständig „Warum? Und wieso denn das jetzt?“.
Zusammenfassend: Ein sehr kurzes Buch, sodass ich mit dem Gefühl zurückblieb, dass eher die Bühne für das eigentliche Abenteuer bereitet wurde, anstatt einen ersten Teil gelesen zu haben. Aber Lethcoe mischt altbekannte Elemente mit neuen, kreativen Ideen und erschafft dadurch eine phantastische Geschichte, die das Thema „Engel“ ganz anders verpackt. Daher vergebe ich für „Wings“ 4 von 5 möglichen Sternen und beginne sogleich mit Band 2 „Flight“.
Neugierig geworden? Hier der Link zum Buch.