Inhalt: „Wie weit ist er von hier entfernt?“, fragte Blades mit tonloser, metallischer Stimme. „Zwei Nächte, vielleicht drei“, antwortete Bugs. „Jetzt haben wir ihn“, flüsterte Blight. Bones gab ein Zeichen, und die Vier wandten sich geschlossen um und galoppierten los. Während sie durch das weite Tal preschten, ließen ihre donnernden, eisernen Hufe riesige Staubwolken hinter ihnen aufsteigen. Edward Macleod wusste nicht, was auf ihn zukam. Und selbst wenn er es geahnt hätte, hätte er nicht viel dagegen ausrichten können. Sie waren die Vier. Und sie waren unbesiegbar. Edwards Schicksal scheint besiegelt, als der Schakal seine gefährlichsten Krieger entsendet, um ihn zu jagen. Doch Edward muss eine Prophezeiung erfüllen – und ist bereit, jeden Preis dafür zu bezahlen. Wird er mit der Hilfe seiner Gefährten und des mysteriösen Mr. Spines die letzte große Schlacht gewinnen können? (Quelle: Ars Edition)
Cover: Nicht ganz so passend wie die beiden ersten. Aber die Stimmung der Geschichte wird gut rüber gebracht. Edward muss sich seinen Feinden stellen und von allen Seiten drohen Gefahren und Gefallene, die ihn jagen und töten wollen. Auch der rot leuchtende Bannkreis, der die Festung des Schakals umgibt, prägt die Illustration. Schön fand ich, wie zweifelnd Edward wirkt, genauso wie er auch in der Geschichte von Unsicherheiten und Zweifeln geplagt wird. Aber wozu die Harfe? Die hat auf dem Cover doch eigentlich nichts zu suchen …
Figuren: Die Nebenfiguren waren weiterhin gut in Szene gesetzt, ganz gleich. wie klein ihre Auftritte auch waren. Ebenso war es interessant, endlich zu erfahren, welche Wesen sich hinter den menschlichen Hüllen der Gefallenen verbargen.
Bridget musste ich beim Lesen einfach mögen. Vielleicht ist sie die Schwächste von Edwards Weggefährten, aber sie steht Edward zur Seite, setzt ihr Vertrauen in ihm, hilft und überrascht. Ihr unerschütterlicher Glaube rettet Edward aus so mancher brenzligen Situation. Dabei ist sie nicht uneigennützig, aber so liebevoll in ihrer Art, dass die beiden zusammen einfach süß sind. Und die zarte Verliebtheit zwischen den beiden ließ mich beim Lesen schmunzeln.
Das Gift der Vier lässt die Ängste und Zweifel Edwards wieder in ihm hochkommen, was ihn mehr denn je behindert. Aber Edward muss erkennen, dass er selbst bestimmt, wer er sein will und wer er ist. Er lernt, auf seine erworbenen Fähigkeiten zu vertrauen und nun auf seine Stimme zu hören, die sonst die Ängste und Zweifel unterdrückt hatten. Sobald er es schafft, seine Stimme zu finden, verliert Edward sein Stottern und kann singen! Schöner, als die Wächter es sich vorgestellt haben. Die Aussage, dass niemand das Recht oder Macht hat, über Edwards zu bestimmen, außer er selbst, ist in meinen Augen gut gewählt und schließt schließt die Reihe schön ab (da Edward ja zu Beginn sich stets im Hintergrund hielt und von allen möglichen Erwachsenen herumgeschubst wurde). Außerdem verleiht Edward diese Erkenntnis sogleich Kraft und Selbstvertrauen. (Obwohl er natürlich weiterhin seine Schwächen hat.)
Lob und Kritik: Auch der dritte Teil von Edwards Geschichte entwickelt sich zu einem rasanten Abenteuer. Schnell, spannend und phantastisch wie schon die Bände zuvor. Besonders gefallen haben mir die vier Metallreiter, die Edward jagten (erinnerten ein wenig an die Reiter der Apokalypse) und der Finde-Schlüssel. Simpel, effektiv – so einen Schlüssel möchte ich auch. 😉
Die Prophezeiung, an der Edward schon seit dem ersten Buch rätselte, entspinnt sich nun im letzten Band und Lethcoe schafft es, sie sehr gut in den Handlungsfaden einzuflechten. Ebenso lobenswert ist es, dass auch die Nebenfiguren sich weiter entwickelten. Jack, Tabitha und Bridget haben aus ihren Schwächen gelernt und neue Überzeugungen gefunden (wie zum Beispiel, dass man sich den verstaubten Wächterkonventionen auch widersetzen kann).
Wunderbar ist auch die Titelwahl. In „Wings“ wachsen Edward Flügel, in „Flight“ lernt er fliegen und wird so langsam flügge und in „Song“ erlernt er die wichtigste Fähigkeit eines Wächters: den Gesang. „Song“ setzt das Hauptthema – singen, Arien und die dadurch erwirkte Magie – sehr gut um.
Schade fand ich das sehr glatte Ende, das Lethcoe wählte. Auch hätte ich gerne noch mehr Details über den Brückenbau erfahren, da war mir das Buch deutlich zu kurz. Okay, das Buch war wie schon die Vorgänger eh wieder zu kurz. Der Schakal hatte einen sehr beschränkten Auftritt, so böse und mächtig kam er mir gar nicht vor. Schade, dass die Hintergrundgeschichte dazu so verschleiert blieb. Edward ist ihm ja recht mühelos entgegen getreten … Ebenso blieb die finale Schlacht recht einseitig und wenig ausgefeilt. Nicht zu vergessen, dass die eigentlichen Wächterneulinge, die die Armee bildeten, binnen Stunden sich zu genialen Kämpfern entwickelten.
Zusammenfassend: Ein würdiger Abschluss! Edward findet sich und seine Bestimmung, Lethcoe überzeugt erneut durch Ideen und einem anschaulichem Schreibstil. Aufgrund kleinerer Schwächen und einem sehr glatt gebügelten Ende verleihe ich „Song“ 4 von 5 möglichen Sternen.
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