– Die Bücher von Umber 01 – Der gefundene Junge –
P.W. Catanese
320 Seiten
Carlsen Verlag
ab ca. zehn Jahren
Über den Autor: P.W. Catanese lebt mit seiner Frau und drei Kindern in einer kleinen Stadt in Connecticut. Wenn er nicht gerade Cartoons zeichnet oder schreibt, arbeitet er für eine Werbeagentur. Mehr über den Autor auf www.pwcatanese.com (Quelle: Carlsen)
Inhalt: „Als Hap in einer dunklen Höhle erwacht, kann er sich an überhaupt nichts erinnern – nicht einmal daran, wer er ist. Auch der Mann, der sich seiner annimmt, ist ihm vollkommen unbekannt: Lord Umber, zugleich Abenteurer, Erfinder und Wissenschaftler. Mit Hilfe von Boroon, einem Wal, der ein U-Boot auf dem Rücken trägt, reisen Lord Umber und Hap in die geheimnisvolle Stadt Kurahaven. Gemeinsam versuchen sie, etwas über Haps Vergangenheit herauszufinden, und stoßen auf ein Rätsel nach dem anderen: Warum kann er alle Bücher in Lord Umbers Bibliothek lesen, egal, in welcher Sprache sie geschrieben sind? Wieso kann er im Dunkeln sehen? Und wer ist dieses gruselige Ungeheuer, das Hap dicht auf den Fersen ist?“ (Quelle: Carlsen)
Das Cover: Es geht sogleich phantastisch los mit der Walfischbarke, die aus den Wellen hervor bricht. Vielleicht hatte ich aufgrund des Covers eher mit einem Buch gerechnet, dass für junge Erwachsene geeignet ist, dennoch tut es dem schönen Cover keinen Abbruch. In diesem Buch erwartet dich ein Abenteuer – das ist die Aussage und die stimmt sehr wohl.
Sprache und Figuren: Der Autor wählte eine flüssige Sprache, der man leicht folgen kann. Dennoch gelingt es ihm die fremde Welt, in der das Buch spielt, gut zu zeichnen. Die Details sind vielleicht nicht immer alle völlig neu (besonders nicht, wenn man schon einige Bücher in diesem Genre gelesen hat), aber er beschreibt lebhaft und stimmungsvoll. Gerade Kurahaven und die Festung Aerie, in der der Großteil der Handlung spielt, konnte ich mir richtig gut vorstellen.
Cataneses Stärke liegt meiner Meinung nach in seinen Figuren. Liebevoll mit Details ausgezeichnet, besitzen selbst die Nebenfiguren ihre ganz persönlichen Eigenarten und Sprachweisen. Die zentralen Figuren wirkten auf mich richtig, richtig stark. Oates, der grimmige Kämpfer, der immer die Wahrheit sagen muss, die schnippische Hausvorsteherin Lady Tru und der neugierige Hap, der ohne Erinnerungen noch unsicher auftritt und in seinen Dialogen versucht, bloß nicht anzuecken. Und natürlich Lord Umber, der intelligente, leicht überdrehte und irgendwie immer begeisterte Erfinder und Abenteurer. Umber habe ich sofort ins Herz geschlossen, mit seinen Macken, Eigenarten und Geheimnissen war er für mich die faszinierendste Figur.
Aufgrund der Fülle von Figuren und kleinen Abenteuern mit Nebenfiguren fehlte vielleicht einigen Personen die Tiefe, aber darüber sehe ich hinweg. Denn gerade Umber und Hap, um die sich die Geschichte hauptsächlich dreht, wirken durchaus dreidimensional.
Lob und Kritik:
Spaß gemacht, hat mir der episodenartige Aufbau des Buchs. Kapitel für Kapitel zogen Tempo und die (wenn auch moderate) Spannung an, am Ende überschlug sich die Handlung dann fast. Auch wenn viele von Haps Erlebnissen wie abgeschlossen wirkten, so ergaben sie am Ende ein großes Ganzes, die Fäden waren sozusagen alle miteinander verknüpft.
Definitiv geht ein Kritikpunkt an die Vermarktung des Buchs. Auf der Verlagsseite wird es für Leser zwischen zwölf und fünfzehn Jahren angeboten. Dabei ist es eine kindliche Geschichte ohne große Gewaltszenen, Verliebtheiten oder Dramatik. Abenteuer, Rätsel und Freundschaft stehen im Vordergrund und werden umrahmt von durchaus witzigen Dialogen und komischen Figuren. Eigentlich genau die richtige Mischung für ein Kinderbuch!
Zusammenfassend: Phantasievoll, leicht und flüssig zu lesen, humorvollen Figuren und mit ein bisschen weniger Spannung als erwartet, aber dafür ein superschönes Abenteuerbuch für Leser zwischen zehn und dreizehn Jahren. Daher vergebe ich vier von fünf möglichen Sternen.