Dan Smith
Chicken House
304 Seiten
Ab zwölf Jahren
Inhalt: „In der Nacht vor seinem dreizehnten Geburtstag muss Oskari allein in die Wildnis, so verlangt es die Tradition. Bewaffnet mit Pfeil und Bogen soll er ein Tier erlegen, um seine Männlichkeit zu beweisen. Dass Oskari den Bogen kaum spannen kann, erleichtert die Sache nicht gerade. Doch dann fällt ihm der amerikanische Präsident quasi direkt vor die Füße. Er ist nur knapp einem Attentat entkommen und sieht trotz seines schicken Anzugs nicht so aus, als hätte er die Lage im Griff. Jetzt kann Oskari zeigen, was in ihm steckt.“ (Quelle: Chicken House)
Über den Autor: „Dan Smith führte bisher drei Leben. Im ersten musste er den eintönigen Alltag im Internat durchstehen. Im zweiten reiste er um die Welt und stürzte sich auf den Reisfeldern Asiens und dem brasilianischen Dschungel in zahlreiche Abenteuer. Im dritten denkt er sich Geschichten aus und hat so eine ganze Welt für sich alleine. Manche sagen, dass er darin den Großteil seiner Zeit verbringt. Den Rest teilt er mit seiner Frau und seinen Kindern in Newcastle.“ (Quelle: Chicken House)
Cover & erster Eindruck: Die gebundene Ausgabe ist von gewohnt hochwertiger Chicken House Qualität und das Cover spiegelt gut den Inhalt der Geschichte wieder. Besonders die kleinen Details des Flugzeugs und des übergroßen Bogens haben mir gefallen. Auch wenn der abgebildete Junge in den kurzen Hosen nicht lange in Finnland überlebt hätte, aber das nur am Rande. 😉
Figuren: Oskari wirkt zu Beginn der Geschichte wie der typische Verlierer, kleiner und schwächlicher als die anderen Jungen, ein auf den ersten Blick schlechter Jäger. So haben die Männer aus dem Dorf wenig Hoffnung, dass er das Initiationsritual zu seinem dreizehnten Geburtstag schafft: eine erfolgreiche Jagd. Trotz der Selbstzweifel gibt Oskari jedoch nicht auf, er möchte seinen Vater stolz machen, sodass ich beim Lesen schnell merkte, wie clever und beharrlich er ist. Dieser Punkt und seine authentische Darstellung machen Oskari sehr sympathisch. Er sucht immer nach einem Ausweg, selbst wenn er im Nachteil ist, und als er dann den Präsidenten vor den Attentätern beschützen muss, wendet sich auf einmal das Blatt. Nun ist Oskari der Starke und der Schlaue – seine Entwicklung sowie die Verflechtung des Rituals waren toll zu lesen.
Auch die anderen Nebenfiguren waren gut ausgearbeitet und realistisch, stellenweise hat mir der Präsident echt leid getan.
Sprache: Die Sprache ist einfach, dafür jedoch flüssig und der Zielgruppe entsprechend. Besonders die Beschreibungen sind wunderbar zu lesen. Smith beschwört lebendige Bilder voller Atmosphäre ins Kopfkino, ich konnte mir die finnische Landschaft sehr gut vorstellen. Die Actionszenen waren schnell verfasst und trieben die Spannung konsequent weiter an. Das Buch liest sich so weg. Eigentlich wollte ich gar nicht unterbrechen, habe es jedoch oft mit dabei gehabt, um mir die Zeit in Ärztewartezimmern zu verkürzen. Da konnte ich meine Ärzte schlecht angrummeln mit „Sekunde, nur noch kurz das Kapitel.“
Lob und Kritik: Da „Big Game“ zuerst ein Filmskript gewesen ist, das zu einem Roman ausgearbeitet wurde, hat dieser sofort meine Neugier geweckt. Die Umsetzung ist gelungen, nur noch die kurzen, knackigen Dialoge, die jedoch typisch für diese Art von Filmen sind, deuten auf die Ursprungsform hin. Und trotz der Gewalt, der Explosionen und der Todesgefahr fand ich die Auflösung zufriedenstellend.
Zwischenzeitlich liest es sich sogar wie ein kleiner Surival Guide – da steckt sehr viel Recherche dahinter, ich war regelrecht erstaunt!
Kleine Kritikpunkte habe ich dennoch. Einerseits erfährt der Leser zu wenig über die Drahtzieher und die Hintergründe des Attentats, aber das kann auch an der Zielgruppe des Romans liegen. Als erwachsener Leser hätte ich gerne noch erfahren, ob die Maßnahmen am Ende den Schuldigen zur Rechenschaft gezogen haben. Andererseits waren es mir zu viele Zufälle bei dieser eh leicht vorhersehbaren Handlung. Aber für ein jüngeres Publikum bildet dies vermutlich genau die richtige Mischung für spannende Lesestunden.
Fazit: Ein actiongeladenes, spannendes Buch für Jungen ab zwölf Jahren, die Abenteuergeschichten mögen. Locker geschrieben und mit einem sympathischen Protagonisten. 4 von 5 Sternen für „Big Game“.
Abschließend noch vielen Dank für das Rezensionsexemplar.