Habt ihr zufälligerweise auch ein Nokia Handy? Dann könnt ihr wahrscheinlich die Wecktöne genauso wenig ausstehen wie ich. Besonders wenn man dadurch um fünf Uhr früh aus dem Schlaf gerissen wird … Leider konnte ich mein Handy nicht einfach an die Wand schmeißen und mich noch einmal umdrehen, auch wenn ich mir dies jeden Montag aufs Neue wünsche.
Denn am 21.3.2011 war ich zu zwei Lesungen in der Drei-Seen-Grundschule in Fürstenberg eingeladen. Fürstenberg? Das habe ich mich auch gefragt. Aber wofür gibt es Google Maps und elektronische Navigation, die einem „folgen sie der Straße für 16 km“ erklärt. Fürstenberg erreicht man relativ einfach. In Berlin fährt man auf die A100 in Richtung Hamburg und von da an einfach 90 Kilometer weiter gerade aus. Gefühlt habe ich die halbe B96 hinter mir gelassen. Immer im Wechsel zwischen Feld, Dörfchen, Baumalle, Dörfchen und beeindruckend viel Wald. Spätestens als ab Oranienburg mein Autoradio keine Sender mehr fand, habe ich mich dennoch ein bisschen einsam gefühlt. So früh morgens habe ich kaum ein anderes Auto entdeckt, sodass ich durch stille – ja fast eingefrorene – Landschaften fuhr. Der Raureif bedeckte die Felder und erste Sonnenstrahlen warfen lange Schatten zwischen den Bäumen. Anderseits habe ich selten so viel Wald gesehen. 😉
Die Drei – Seen – Grundschule liegt direkt an der Ortsgrenze. Kaum zeigte mein Navi sein kleines Zielfähnchen, parkte ich auch schon. Fürstenberg ist ein beschaulicher Ort. Einfamilienhäuser mit Garage und Garten, einspurige Straßen. Das Gebäude der Schule wirkte fast schon zu funktionell, aber hell und freundlich im Morgenlicht. Wie immer habe ich mich hoffnungslos verirrt und einen vorbeikommenden Schüler nach dem Weg Richtung Lehrerzimmer gefragt. Überall in den Gängen hingen Plakate zu Projekten, Bilder aus dem Unterricht und Fotos von Ausflügen. Frau Jochens, die mich in die Schule eingeladen hatte, fand ich in ihrer Klasse. Ich platzte mitten in den Englischunterricht hinein. Ein ganz schön seltsames Gefühl! Im Moment spreche ich nicht viel in dieser Sprache, da war meine Zunge richtig eingerostet. Der Anblick, dass einige Kinder schon ungeduldig meine Flyer in den Händen drehten, hat dafür jedes schlechte Gefühl weggefegt.
Die Lesungen fanden beide im „Hausaufgabenraum“ ein Stockwerk tiefer statt. Während die ersten Schülern noch die Tafel abschrieben, konnte ich den Raum schon einmal vorbeireiten. Bücher aufstellen, Lesezeichen und Sticker verteilen. Nachdem ich mich schon daran gewöhnt habe, dass die Schüler bei meinen Lesungen immer wild durcheinander fragen und kaum stillzukriegen sind, waren sie dieses Mal sehr ruhig. Ruhig haben sie ihre Plätze eingenommen und still auf den Beginn gewartet. Bis auf Tassilo. Da ich aber nur seinen Namen kannte, wusste ich mit ihm umzugehen. 😉 (Im Übrigen ist Tassilo ein Trendname unter den Zehn- bis Zwölfjährigen? Ich denke dabei immer an „Die Schöne und das Biest“)
Zwar schreibe ich immer, wie aufmerksam die Schüler waren, aber irgendwie sollte ich das Wort neu definieren. Ich saß relativ dicht zusammen mit den fünften Klassen, die Atmosphäre war gemütlich. Doch anstatt sich mit etwas anderen zu beschäftigen, haben die Kinder mich alle beobachtet. Ich sehe, dies ja immer nur kurz, wenn ich von den Zeilen aufblicke. Aber die vielen Augenpaare, die auf einem ruhen, bestätigen einem in seiner Arbeit. Spätestens die vielen Berufsvorschläge der Kinder zeigten mir, dass sie dem Text gefolgt sind und es ihnen Spaß gemacht hat.
In Fürstenberg waren meine Favoriten: Urlaubstester, Eiscremetester, Modell, Designer für Frauenkleider (dem armen Jungen wurde sofort gehänselt), Rollerskatetesterin und – Trommelwirbel – der Faulenzer. Hatte ich nicht in Leipzig noch gesagt, dass der Tag kommen würde? Da ist er! Der erste Junge wollte zur Erheiterung seiner Mitschüler einfach nichts tun und dies als sein Beruf. 😉
Meine erste Lesung hätte besser laufen können. Ich war müde vom frühen Aufstehen und der langen Fahrt, sodass ich mich ein paar Mal zu oft verlas. Das ärgerte mich, aber ich habe es während den Seite geschafft, meine Konzentration zu halten. Spätestens nach der Tasse Kaffee in der Pause war ich wieder voll wach.
Zum Dank schenkten mir eine Klasse ein Blumengesteck, das ich wirklich praktisch finde, da alle Blumen für draußen geeignet sind. Also kann ich damit meinen Balkon begrünen und den ganzen Sommer lang an diesen Tag zurückdenken. Die zweite Klasse überreichte mir eine selbst gemalte Karte und ein Glückschwein voller Schokolade. Hehe, Schoki. 😀 Die Karte habe ich sicher gut weggepackt in meine Kiste für Andenken.
Als die Überraschung des Tages stellten sich zwei Reporter heraus, die über meine Lesungen in der „Märkischen Allgemeinen“ und der „Gransee Zeitung“ berichten. Ich wusste, dass die Schule, die Presse informieren wollte, aber mit soviel Rückmeldung hatte ich nicht gerechnet. Sobald ich einen Weg gefunden habe, diese Zeitungen aufzutreiben, landen die Artikel unter „Pressestimmen“.
Bevor ich mich jedoch auf den Rückweg machte, hielt ich noch in Gransee an, einem Nachbarort, um dort in der Luisen-Buchhandlung Werbe- und Infomaterial abzugeben. Seit Dienstag steht Timmy offiziell auch in diesem Buchladen. 😉
Wenn es interessiert, Gransee ist ein Ort mit einer weit zurückreichenden Geschichte. Ich konnte nur kurz verweilen, aber der historische Stadtkern, die Kirche und das „Stadttor“ sahen allesamt interessant aus. Beizeiten werde ich das wohl noch recherchieren, da ich Ende Mai einen weiteren Besuch abstatte.