Am 3.5. war ich in der Havellandgrundschule in Zehdenick zu zwei Lesungen in den sechsten Klassen eingeladen. Zehdenick ist eine kleine, aber alte Stadt an der B237, mitten im Oberhavelland. Häuser, die aussehen, als wären sie noch vor den Kriegen erbaut, Kopfsteinpflaster und ein Markt ringsherum um das Rathaus gaben Zehdenick bei meinem Besuch ein ruhiges und altmodisches Flair. Ganz so als wären bestimmte Ecken in der Zeit stehen geblieben. Diese waren jedoch nicht die vielen Autohändler, die ich im Gewerbegebiet entdeckte. 😉
Zunächst startete mein Tag chaotisch. Der Tegel-Tunnel war stadtauswärts gesperrt, ich musste mir einen Weg durch Pankow und B-Straßen suchen. Aufgrund der Osterferien war mein Elternbrief, den ich immer an die Schule als Vorabankündigung schicke, verloren gegangen. Somit war es auch nicht klar, ob ich fotografieren oder diese Bilder überhaupt veröffentlichen durfte. Irgendwie scheiterte es in Zehdenick an der Autor-Sekretariat-Lehrer-Kommunikaton …
Die Schüler begrüßten mich mit großen, neugierigen Augen, waren aber sehr ruhig. Ihre Lehrerin erklärte mir, dass man ihnen beigebracht hatte, sich respektvoll zu benehmen. Aber irgendwie habe ich es nicht geschafft, dass die Kinder auftauten. Vielleicht lag es auch am Thema. In einer Klasse hatte ich die vielen naturwissenschaftlichen Plakate entdeckt und die Schüler gefragt, ob ihnen dieses Thema Spaß mache. Da konnten die kleinen Naturforscher auf einmal mit Enthusiasmus antworten. 😉
Leider waren die Schüler ebenso unentschlossen in ihren Berufswünschen. Ich habe versucht aus ihnen herauszukitzeln, was ihnen Spaß macht, aber abgesehen von Automechaniker, Schauspielerin und einer Anwältin kam nicht viel zu Stande. Ich habe mich wirklich gewundert, was ich falsch mache. Ich beiße ja nicht und sonst waren meine Zuhörer immer sehr aufgeschlossen und fragten mir Löcher in den Bauch. Den sprichwörtlichen Vogel hat jedoch eine Lehrerin abgeschossen, da sie meinte: „Die Kinder kennen nicht viele Leute in Ihrem Alter, Frau Franke.“ Ach so? Gehört Zehdenick also zu den Städten, aus denen man als junger Erwachsener verschwindet? Oder wie sollte ich dies verstehen???
Dennoch sind mir zwei Dinge an der Havellandschule aufgefallen. Zum einem begeisterte mich der Schaukasten, der sich voll mit Repliken zu Tieren, Knochen, Urzeittieren über einen Flur zog, und das schuleigene Meerschweinchen. Schockiert war ich jedoch über ein Poster, das sozusagen ein Vertrag zwischen den Schülern darstellte, nicht zu rauchen. In der sechsten Klasse ist man doch elf oder zwölf Jahre alt. In dem Alter habe ich keinen Gedanken ans Rauchen verschwendet … Wenn dieser Vertrag jedoch funktioniert, ist es natürlich umso erfreulicher.
Da ich bereits über die die Stadt berichtet habe, kommt zum Abschluss das ‚geografische Highlight‘: Das Örtchen ‚Summt‘. Ja, Summt. Genialer Name; wirklich. 😀
Mehr und mehr kann ich Fontanes Bewunderung für Brandenburg verstehen, die er in seinen Reiseberichten festhielt. Sicherlich ähnelte sein Brandenburg vor 150 Jahren nicht annähernd dem heutigen, aber warum in die Ferne schweifen? All die Wälder, die ich in amerikanischen Filmen bewundert habe (besonders an der Ostküste) – das gibt es auch hier in Brandenburg! Man muss nur wissen, WO! 😉