Am 16. Und 17. Juni war ich in der Ringelnatz Grundschule eingeladen, um in den vierten bis sechsten Klassen zu lesen. Dies war ein besonderer Auftritt für mich, da der Sohn eines Bekannten dort Schüler ist. Zwischen Privatem und Arbeit liegt doch ein gewaltiger Unterschied und ich konnte ihn natürlich fragen, wie es ihm gefallen hat. 🙂
Die Schule selbst liegt direkt bei mir um die Ecke. Ich habe länger vor roten Ampeln gewartet, als mit dem Auto unterwegs zu sein. Zum Laufen war es dennoch zu weit … 😉 Zunächst stand ich einem älteren Betonbau gegenüber und ich zweifelte. Wie zwei Cowboys beim Showdown starrten das Gebäude und ich uns an. Aber im Inneren fiel mir nur ein Wort ein: schön.
Bunt geschmückte Flure mit Kunstarbeiten, Fotos, Klassenräume voller Basteleien und vielen Plakaten von Schulprojekten. Meine Orientierungslosigkeit hat sich ebenso über die bunten Treppenhäuser gefreut, so wusste ich stets, an welche Farbrichtung ich mich halten sollte.
So vielseitig wie die Aktivitäten der Grundschule waren auch meine Eindrücke dieser beiden Tage. Sei der Rektor, der Spaß daran hatte mich seinem Iphone Fotos zu knipsen, oder dass mich der Rasenmähermann verfolgte. Beinahe hätte ich den Kopf aus dem Fenster gesteckt und dem Mann zugerufen, ob er das nicht nächste Woche machen könnte. Habt ihr schon mal gegen den Motor eines Rasenmähermobils gelesen? Das ist nicht lustig …
Anscheinend treffe ich mit meinen Allergo-Attentaten genau den Humor der Kinder. Neue Ideen (wie die Fructose-Spraydose) sprudelten nur so aus ihnen heraus und sie hatten Fragen, Fragen, Fragen. In der vierten Klasse habe ich fast 30 Minuten (von 45) Rede und Antwort stehen dürfen. Aber der Strom der aufzeigenden Finger riss nicht ab!
Dazu entwickele ich mich zu einem Expressautor. In der einen Stunde habe ich schrecklich überzogen, da die Schüler sich noch Autogramme wünschten. Dann musste ich schnell zum Sekretariat rennen, um in der Pause die signierten Bücher zu auszuteilen. Um dann wiederum leicht atemlos in die nächste Klasse zu sprinten. Normalerweise bemerkt man es nicht, dass ich bei drei Lesungen hintereinander in den Stress verfalle. Aber in der Ringelnatz Schule hat mir ein Junge im Nachhinein erklärt, wie toll er es fand, dass ich trotz Zeitdruck so locker und entspannt bleibe.
Die Berufswünsche der Schüler:
- Koch – mit der simplen Begründung, damit der Junge etwas zu Essen hat, wenn er Hunger bekommt (Meine Theorie der berufstätigen Eltern verfestigt sich)
- Richterin
- Delfindressierin
- Schiri – Ihm war es gleich, wenn die Fußballspieler und Fans ihn für seine Entscheidungen nicht leiden könnten
- Fußballtrainer und Fußballstars – Ja, es waren auffällig viele Fußballfans, aber wenns es nicht klappen sollte, dann kamen so tolle Ideen „Döner Kebap Budenbesitzer“.
- Comiczeichnerin
- Organaustauscher – oder auch Arzt
- Geldabnehmer – oder auch Dieb 😉
- Besitzerin der eigenen Tierhandlung; trotz Tierhaarallergie
- Müllverschlucker – Und ja, Jeremy, wie versprochen werde ich einen Platz in Onnipolis für deinen Beruf finden. Ich kann mir das richtig gut vorstellen. Ein Mann, der einfach alles hinunterschlingt, ein bisschen wie der Dinosaurier, der bei den Flintstones unter der Spüle hauste. 😀
Zwei Besuche hintereinander sind etwas ganz Besonderes. Einerseits bekommt man dann so tolle Fragen gestellt wie „Liest du morgen weiter vor?“. Andererseits gibt es einen das richtige Feedback, wenn man zweiten Tag freudig mit „Hallo Cornelia!“ begrüßt wird und die Schüler einem das Gefühl geben, bereits aufgenommen zu sein. Fast wie ein fester Bestandteil.
Dazu bin ich sehr überrascht, wie viele mich bei Facebook gefunden haben und mir erklärten, dass ich mich „Geschichtenerzählerin“ nennen sollte, da ich so schön vorlese. 🙂
Da die Lesungen für das Schuljahr 2010/2011 zu Ende gehen, habe ich noch fleißig Werbung gemacht für den neuen Kurzgeschichtenwettbewerb von Papierfresserchen („Abenteuer unter Wasser“). Sowie für das Projekt „Mein Buch – dein Buch“, das ich ab Herbst für den Raum Berlin und Brandenburg übernehme. Aber darüber werde ich in den nächsten Wochen genauer berichten.
Auf jeden Fall hätten die kleinen Geschichtenschreiber in der Ringelnatz Grundschule nicht unterschiedlicher sein können. Schließlich fragten die einen, ob sie auch einen 300 Seiten starken Text einreichen dürfen, während die anderen überlegten, ob Ein-Satz-Geschichten ausreichend wären. Bei letzteren waren die Schüler sich zumindest einig: Die Gewinnchancen würde es nicht erhöhen.
P.S.: An dieser Stelle noch ein großes SORRY an Robert! Tut mir leid, dass ich dich immer mit Thomas verwechselt habe … Weiß auch nicht, warum ich das nicht in meinen Kopf bekommen habe.
P.S.2: Ich hoffe, dass der Junge, der noch seine NaWi – Arbeit nachschreiben musste, eine tolle Note bekommen hat. 😉