Die Stadt Berlin ist mir eine Belohnung für meine Aufräumarbeiten schuldig. Schließlich habe ich auf meinem Weg zur Hermann Schulz Grundschule, an der ich am 3.11.2011 vorlas, eine schicke Schneise in das Blättermeer geschlagen. Zum Beweis habe ich auch ein Foto gemacht. 😀 Mein Rollkoffer vollbepackt mit Büchern und den Materialen für den Workshop ist ja mein ständiger Begleiter.
Abgesehen davon, dass ich jede Straßenecke lästige Blätter abschütteln musste, war der Spaziergang um halb acht Morgens eine nette Abwechslung. Schließlich liegt die Hermann Schulz Grundschule keine 30 Minuten von meinem Zuhause entfernt. Endlich keine Parkplatzsuche mit meinem Doblo. 😉
An besagtem Tag fand in der Grundschule ein literarischer Vormittag statt, zu dem rund zehn Autoren geladen waren. So sollte jede Klasse ihren eigenen Vorlesepaten haben, der ein Buch vorstellt und Frage und Antwort steht. Bei dieser Gelegenheit bin ich auch endlich Klaus Kordon begegnet. Unsere Wege kreuzten sich zwar schon bei einigen Berliner Grundschulen, aber bisher hatte ich nie die Gelegenheit, ihn live zu sehen. Aber sagen wir es so, ich war mal wieder das Küken unter den anwesenden Autoren. Ich hätte auch deren Tochter sein können … Daher lauschte ich eher den Gesprächen der anderen Autoren, anstatt wirklich mit eingebunden zu werden.
Um so mehr habe ich mich gefreut, Dirk Petrick kennen zu lernen. Mit seinen Anfang dreißig waren wir die Jüngsten und ich habe mich gern über seine Projekte ausgetauscht. Denn irgendetwas war an seiner Stimme, dass mir schrecklich, schrecklich vertraut vorkam. Ich hatte Recht! Denn Herr Petrick ist die Synchronstimme von Kurt Hummel aus GLEE, einer meiner Lieblingsfiguren! Wie habe ich mich gefreut! Und wie habe ich kindisch gequietscht, als er mir das erzählte! Aber hey, er spricht Kurt! Kurt! All the singles Ladies! YAY! (Wenn ihr GLEE nicht kennen solltet, einfach die letzten Sätze ignorieren.)
Ich sollte „Timmy und die Allergomörder“ in einer fünften Klasse vorstellen und folgte wie Dorothy aus der Zauberer von Oz einer Spur in die richtige Klasse. Die Schüler hatten nämlich über die Gänge die Flyer zum Buch ausgelegt – ich musste sie nur ablaufen. Leider kann ich von der Lesung selbst keine Fotos hinzufügen, da die Eltern mir keine Erlaubnis erteilten. Dafür kann ich euch erzählen, dass ich wieder den typischen Berufswünschen begegnet bin. Tierpflegerinnen, Fußballer, Polizisten, Ärzte – nur ein Junge fragte, ob er auch Frauenarzt werden darf. Als ich ihm erklärte, dass dies natürlich möglich sei, grinste er breit. 😉 Was sich dann aber auch wieder schnell legte, da seine Lehrerin einschritt und ihm darauf hinwies, dass er zuerst seine Noten drastisch verbessern müsste.
Im Anschluss habe ich noch den Kreativ-Workshop abgehalten, dieses Mal jedoch ohne einen thematischen Schwerpunkt. Das war einerseits schwieriger, da ich die Schüler nicht so schnell auf Ideen einstimmen konnte. Andererseits musste ich schneller schalten, wenn ich zwischen Geschichten über Fußballspieler, Ritter, Bankräubern, Reiterhöfen und Star Wars wechselte. Dennoch das Highlight schlechthin war die eine Figur, die sich ein Junge aus gedacht hat: Floabaka. (Angelehnt an den Flohteppich Chewbacca) 😀
Trotz allem war ich erneut über die Rechtschreibschwächen in den fünften Klassen irritiert. Bei einem Text musste die Verfasserin wirklich fragen, was sie mit „er treumpte“ meinte – der Satz ergab einfach keinen Sinn. Die Auflösung war „erträumte“, aber irgendwas läuft seit der letzten Umstellung schief. Vielleicht sollte ich demnächst einen Artikel über die Schwächen des „Lernen über Hören“ – Systems verfassen. Genug Beispiele könnte ich jetzt schon aufführen.