Inhalt:

Jacobs Großvater hat ihm als Kind immer Geschichten über seine Zeit auf der Insel der besonderen Kinder erzählt. Lange glaubt Jacob nicht mehr daran, er selbst hält sich für den normalsten Jungen überhaupt – bis Monster seinen Großvater töten. Er begibt sich auf eine Suche nach der Wahrheit, eine Antwort auf die Frage, ob diese Monster nur Wahn oder Wirklichkeit waren. Die Antwort, die findet er nur, wenn er selbst auf die Insel reist.

Sprache / Figuren:

Dadurch, dass der Ich-Erzähler in diesem Buch die Hauptfigur ist und sehr stark auftritt, habe ich mich entschieden, für diese Rezension Figuren und Sprache zusammen zu beleuchten.

Das Buch ist aus Jacobs Sicht geschrieben und die Erzählung ist sehr, sehr flüssig. Beim Lesen zieht der Erzähler einem direkt ins Buch. Und obwohl auf den ersten Seiten nur wenig passiert und die Geschichte eher mit Jacobs Gedankengängen als Handlung vorangetrieben wird, man will weiterlesen. Riggs schafft es mit seinem Erzähler so tief in Jacobs Persönlichkeit hervorzudringen, man leidet als Leser mit diesem Jungen. Als würde die Geschehnisse einem selbst angetan werden, müsste man selbst sich Jacobs Problemen stellen.

Der ruhige, führende Erzähler tritt jedoch in den Hintergrund, wenn Jacob auf die besonderen Kinder trifft. Dann geht der Erzähler viel näher ran an die Handlung, wird dramatischer. Hat man noch auf den ersten hundert 100 Seiten Interaktion und Dialoge vermisst, so macht dies die zweite Hälfte des Buches wieder wett. Gleichzeitig amüsiert beim Lesen immer wieder die Sprache der Kinder. Riggs schafft es, sie sowohl kindgerecht als auch ihrem wahren Alter entsprechend auftreten zu lassen. (Leider kann ich diesen Punkt nicht weiter ausführen, ohne zu viel zu verraten.)

Die herrliche Bildsprache, die Riggs verwendet, unverbraucht, poetisch und kraftvoll, ist ein weiterer Pluspunkt des Buches.

Kritikpunkte:

Jacob war leider immer wieder sehr begriffsstutzig, als ob er den offensichtlichen Zusammenhang nicht hätte sehen dürfen, weil sonst die Handlung nicht funktioniert. Die vielen Fragen, die sich Jacob noch auf den ersten Seiten stellt, verschwinden, wenn er diejenigen findet, die ihm diese beantworten können. Stattdessen lässt die Figur sich treiben und findet erstmal alles andere, nebensächlichere heraus.
http://www.corneliafranke.org/wp-admin/post.php?post=2721&action=edit
Actionszenen sind nicht die Stärke des Autors, wobei dies nur ein kleiner Kritikpunkt ist. Jedoch lässt er in einem Punkt dem Leser im Unklaren. In den Beschreibungen über das Kinderheim, wirkt es riesig und voll. Als würden dort zwanzig oder gar dreißig Kinder leben. Am Ende sind es aber nur noch zehn. Und nun kommen wir auch zum Ende, dem gewaltigsten Kritikpunkt:

Das Buch hätte seinen fünften Stern bekommen, wenn der Autor eine runde Handlung behalten hätte. Jacobs Suche nach seiner Identität und seine Ahnenforschung führt ihn unweigerlich auf die Insel, die Kinder werden durch sein Auftauchen der Öffentlichkeit preisgegeben und eine Bedrohung wird auf sie aufmerksam. So weit so gut, ohne zu viel zu verraten. Aber anstatt diese Bedrohung zu bekämpfen und das Buch zu einem Abschluss kommen zu lassen, wirkt das Ende, das der Autor schrieb, wie eingeschoben und künstlich. Seit dem Auftauchen von Miss Avocet verlor sich der flüssige Stil und der Aufbau der Geschichte und die letzten Seiten hatten als einzigen Zweck, eine Fortsetzung vorzubereiten. Sonst hatten ist sie nicht viel mit der eigentlichen Geschichte zu tun. Dadurch schließt die Handlung auch nicht richtig ab. Was für ein Schlusssatz soll denn „Wir ruderten schneller.“ sein?

Zusammenfassung:

„Die Insel der besonderen Kinder“ liest sich zu Beginn wie ein psychologischer Roman. Jacobs Innenwelt steht im Vordergrund und seine Frage nach Wahn oder Wirklichkeit. Mit Jacobs Entwicklung, dem Verlassen seines lethargischen Zustandes, beginnt die Handlung an Fahrt aufzunehmen. Die Fotos, die der Autor zum Illustrieren seines Buches verwendet hat, machen es zu einem ganz besonderen, originellen Werk auf dem Buchmarkt. Leider hat das Buch aber wegen dieser Fotos in den ersten zwei Wochen fürchterlich gestunken! Aber das nur am Rande gesagt. Und ja, meine Internetrecherche hat ergeben, dass Riggs eine Fortsetzung plant, was das mäßige Ende dennoch nicht besser macht.

Insgesamt vergebe ich 4 von 5 Sternen für „Die Insel der besonderen Kinder“.

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Rezension : Die Insel der besonderen Kinder Ransom Riggs

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