Inhalt:
Um 1500: Schon zweimal ist es Girolamo und seinen Freunden gelungen, Florenz und seine phantastische Spiegelwelt vor der Vernichtung zu retten. Doch jetzt kündigt sich ein Gegner an, der mächtiger und grausamer ist als alle zuvor. Er bringt Girolamos Freunde in seine Gewalt und plötzlich richten sie ihre Waffe gegen ihn …
Sprache:
Wie schon in den ersten beiden Bänden liest sich die Geschichte flüssig und zieht dem Leser in ihren Bann. Dazu besticht Band 3 mit einem Tempo, das nicht vom Inhalt herrührt, sondern auch vom Schreibstil. Kurze Szenen und eine tolle Darstellung machen dieses Buch zum Genuss und zum wahren Pageturner. Beim Lesen habe ich nur ein paar kleine Wiederholungen gefunden, die nicht so prickelnd klangen und einige wenige holprige Übergänge, sonst kann ich nicht meckern.
Lediglich verwirrend war, dass am Ende anstatt „Urne“ das Wort „Uhr“ zweimal benutzt wurde. Ich tendiere zu einem Tippfehler, sonst ergibt es nicht viel Sinn. Auf 400 Seiten aber zu verschmerzen.
Figuren:
Zentrales Thema in diesem Buch ist die Freundschaft zwischen Girolamo, Nadir und Silvo, nicht wie von mir befürchtet die Liebe zwischen der Hauptfigur und Lil. Das Mädchen tritt sogar eher in den Hintergrund während des dritten Teils. Dadurch wirkt zwar das Motiv der Liebe weiterhin für Girolamo, aber es wird nicht zu sehr abgenutzt.
Nadir und Silvo halten ihre Charaktereigenschaften und verdeutlichen den Konflikt Girolamos, der zwischen zwei Welten wandelt, die unterschiedlicher nicht sein können, ohne vollkommen zu einer gehören. Der Junge tritt als Anführer auf, gleichzeitig ist er vom Bild eines Anführers weiter entfernt denn je. Zweifel, Ängste und düstere Visionen plagen ihn, es nervt ein bisschen, dass er sich immer allein zurückzieht, um still mit seinen Problemen zu ringen, während die anderen ihn bedrängen, mit der Sprache rauszurücken. Aber dies gehört in diesem Band zu Girolamos Entwicklung. Er muss lernen, dass seine Freunde stets an seiner Seite sind, egal, was er über seine Herkunft herausfindet oder welche Gefahren ihnen drohen.
Auch Machiavelli ist ein interessanter neuer Faktor, wie alle anderen real existierenden Personen, die in den Handlungsfaden eingeflochten worden sind.
Lob und Kritik:
Fangen wir mit der Kritik an. Ich empfand es als schade, dass Girolamo das Verschwinden seines Vaters recht kalt lässt, er aber einen gedanklichen Aufstand bei seinen anderen Freunden veranstaltet. Sicherlich ist dies nötig, um das Ende nachvollziehbar zu machen, aber dennoch hätte ich mir ein bisschen mehr Sorge gewünscht. Ein Punkt erklärt sich nach dem Beenden des Buchs nicht. Einerseits muss Ben in Florenz bleiben, damit er nicht in die Fänge des Feindes kommt und ein wichtiges Geheimnis (den Joker sozusagen) verrät. Andererseits taucht er dann in Florenzia auf, ohne dass er in den Bann fällt, vor dem sich alle fürchteten. Vergessen oder Fehler? Ich fands zumindest schade, dass Girolamos Feind dies nicht zu seinem Vorteil nutzte.
Ein paar Fragen sind offen geblieben. Warum zum Beispiel hatte die Asche diesen speziellen Effekt? Wieso funktionierte die Geschichtenkugel als Ersatz? Man bleibt mit Fragezeichen im Kopf zurück, was aber nicht den Gesamtleseeindruck stört. Ich würd’s nur gerne wissen! 😉
Ganz wunderbar war die Detailverwertung aus den voherigen Bänden. Sowohl Orte als auch Figuren tauchten wieder auf, sie wirkten nicht eingeschoben, sondern gut in die Geschichte integriert. Vertrauen und Freundschaft eben, wo sollte man dies finden als bei alten Verbündeten? Dazu tummeln eine Handvoll neuer Wesen Florenzias Straßen, jedes einzelne fantasievoll und anders. Besonders hervorheben möchte ich das Planetenmodell in Lorzenos Bibliothek. Das Detail wurde durch alle Bände gezogen, doch niemals hätte ich mit dem Geheimnis dahinter und der Umsetzung gerechnet. So soll’s sein! 😉 Auch möchte ich loben, wie die Autoren die Figurenkonstellation nutzte. Um Girolamo existierten neun(!) Nebenfiguren (plus eine Vielzahl an Figuren, die nur einen Auftritt hatten) und dennoch verschwanden und tauchten diese genau richtig auf, sodass sich eine schnelle Handlung ergab. Einen perfekt gewebten roter Faden, nenne ich das.
Zusammenfassend:
Ohne dass die Autorin groß aufrollt, stürzt der Leser im dritten Band in Girolamos letztes Abenteuer. Es entwicklet sich zu einer spannenden Geschichte, dass die Seiten nur so fliegen. Eigentlich ist es ein wenig schade, dass die Trilogie ein Ende findet, aber im Nachhinein bin auch froh, dass Ende zu kennen und die letzten Geheimnisse. Leider (oder in guter alter Tradition) ist der Schluss ein wenig überhastet und wird zu schnell abgehandelt … Aber auf jeden Fall sollte diese Reihe ein Muss für Leser sein, die deutsche Fantasy-Jugendbücher mögen. Ich kann und werde sie defintiv weiterempfehlen.
Anhand der kleinen Fehler vergebe ich für den dritten Band von Florenturna „Kinder der Sonne“ vier von fünf möglichen Sternen. Dennoch ist ein Lesegenuss gewesen!
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