Inhalt:
Kaum kommt Sam Carnabie im Edinburgher Haus von Professor Ampersand an, bei dem er die Ferien verbringen soll, klingelt ein alter Kollege des Professors an der Tür und bringt schreckliche Neuigkeiten: Professor Murdo hat sein Forschungszentrum Nordbergen neu errichtet. Bevor Sam und seine Freunde Zara und Ben jedoch erfahren, was Murdo plant, lässt dieser Ampersand und seine fünf Kollegen entführen. Für die drei Kinder beginnt eine abenteuerliche Reise in den hohen Norden, denn sie müssen unbedingt die Insel im ewigen Eis erreichen, bevor Murdo seine finsteren Pläne und die Ermordung der Professoren in die Tat umsetzt.
Sprache:
Die Sprache ist für die Altersstufe angemessen. Jedoch haben sich die Figuren in ihren Formulierungen kaum unterschieden (abgesehen von Juri und Mr. Skinner), selbst die Hauptfiguren sprachen in ihrer Art und Weise recht gleich; was ich als schade empfand. Außerdem mag ich Texte oder Kapitel, die größtenteils im Präsenz geschrieben sind, nicht. Schon gar nicht wenn die Gedankenfetzen eine so unzureichende Ortsbeschreibung liefern, dass man noch eine Grafik oder eine Zeichnung hinzufügen muss, damit die Szene vorstellbar wird.
Figuren:
Allein durch die sieben Professoren des Nordens herrscht eine Fülle an Figuren. Einige sind wirklich gut gezeichnet, andere eher weniger. Bis auf Ampersand, Gauntraker und Professorin Sharpe verwischen die Namen und Eigenschaften der anderen Professoren, da sie nicht oft genug in der Geschichte vorkamen. Da hätten vielleicht auch weniger gereicht, denn schließlich frage ich mich, ob Professor Pottle überhaupt einen Satz von sich gab, außer in seiner ersten Szene …?
Auch Sam, laut Titel anscheinend die Hauptfigur, kommt meiner Meinung nach zu wenig vor. Die Geschichte springt zwischen dem Schauplatz in Nordbergen und der Reise der drei Kinder. Doch leider gibt es mehr Szenen, die aus der Sicht von Ben und Zara geschrieben sind, als aus Sams. Seitdem die drei Kinder ihre Rettungsaktion starten, steht er eindeutig im Hintergrund und nicht mehr im Zentrum der Geschichte.
Im Nachhinein bin ich sogar zum Schluss gekommen, dass Sam als Figur nicht zwingend gebraucht wird. Die Geschichte hätte auch ohne ihn funktioniert, ohne dass man viel hätte abändern müssen. Dies in meinen Augen das Schrecklichste, was einer Hauptfigur passieren kann. 🙁
Lob und Kritik:
Seit Langem habe ich wieder eine Abenteuergeschichte gelesen, die sich Großteils auf wissenschaftlichen Fakten aufbaute. Erfindergeist und Wissensdrang stehen im Vordergrund und in der ersten Hälfte des Buch schafft es Fardell, jede Menge Wissen und Informationen über neue Entwicklungen oder auch die Arktis einzubauen. Diese Vermittlung geschah fantasievoll (z.B. die ISNT) und war detailreich ausgearbeitet (das verrückte Haus von Professor Ampersand). Leider verlor sich dies in der zweiten Hälfte des Buchs. Ich habe immer noch viel über Expeditionen in den Hohen Norde gelernt, aber ich fühlte mich belehrt, da die Wissensvermittlung nicht mehr so spielerisch von der Hand ging. Und leider begann der Autor auch Punkte, die sich nicht erklären ließen, einfach auszulassen oder zu überspringen. Natürlich kann man mit einem Skiboot super über Eis fahren und wenn man einbricht, auch durch das Wasser gleiten. Aber wie kommt man denn bitte aus dem Wasser wieder auf das Eis? Das frage ich mich immer noch. Oder warum erklärt man, dass bei -45°C alles schockgefriert, aber das weggeworfene Essen, das eine Figur aus der Not heraus verspeist, in einer Mülltonne nicht?
Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass die Geschichte zum Ende hin kaum Tempo aufnimmt. Immer ist eine Figur da, die den Kindern hilft und es ihnen fast schon zu leicht macht. Auch die Wiederholungen am Ende haben mich gestört. Ich habe das Buch recht zügig gelesen, wusste also noch sehr gut, was die Kinder erlebt haben. Daher haben mich die mehrfachen Zusammenfassungen und Wiederholungen (sowohl innerhalb von wörtlicher Rede als auch vom Erzähler) genervt. Ich habe einmal zu oft die Formulierung lesen müssen, dass die Kinder „ausgezeichnete Arbeit“ geleistet haben.
Leider ist der Titel irreführend. Ich bin davon ausgegangen, eine Abenteuergeschichte über Sam Carnabie zu lesen, nicht eine Geschichte, an der der Junge auch ein bisschen beteiligt ist. Jetzt im Nachhinein habe ich herausgefunden, dass eine frühere Ausgabe „Der finstere Plan des Professor Murdo“ und der Originaltitel „The Seven Professors of the North“ hießen. Beides bessere Titel als der, der für diese Ausgabe gewählt wurde.
Zusammenfassend:
Für die Altersstufe ist die Geschichte nett zu lesen, besonders auf die vielen wissenschaftlichen Aspekte bezogen. Aber als originell würde ich „Sam Carnabie jagt Professor Murdo“ nicht bezeichnen, was schade ist. Ich hatte mir mehr erhofft. Daher gibt es nur drei von fünf möglichen Sternen für das Buch.
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