– Lockwood&Co. 01 – Die seufzende Wendeltreppe –
Jonathan Stroud
cbj Verlag
432 Seiten
Weitere Informationen findet ihr auf der Verlagsseite.
Oder auf der Homepage des Autors.
Inhalt: „LONDON, ENGLAND: In den Straßen geht des Nachts das Grauen um. Unerklärliche Todesfälle ereignen sich, Menschen verschwinden und um die Ecken wabern Schatten, die sich nur zu oft in tödliche von Geisterwesen ausgesandte Plasmanebel verwandeln. Denn seit Jahrzehnten wird Großbritannien von einer wahren Epidemie an Geistererscheinungen heimgesucht. Überall im Land haben sich Agenturen gebildet, die in den heimgesuchten Häusern Austreibungen vornehmen. Hochgefährliche Unternehmungen bei denen sie, obwohl mit Bannkreisketten, Degen und Leuchtbomben ausgerüstet, nicht selten ihr Leben riskieren.
So auch die drei Agenten von LOCKWOOD & CO. Dem jungen Team um den charismatischen Anthony Lockwood ist allerdings bei einem Einsatz ein fatales Missgeschick passiert. Um die Klage abwenden und den Schadenersatz dafür aufbringen zu können, müssen die drei Agenten von LOCKWOOD & CO. einen hochgefährlichen und zutiefst dubiosen Auftrag annehmen. Dieser führt sie in eines der verrufensten Herrenhäuser des Landes und stellt sie auf eine Probe, bei der es um nichts weniger als Leben oder Tod geht …“ (Quelle: cbj)
Der Autor: Jonathan Stroud wurde 1970 im englischen Bedford geboren. Er schreibt Geschichten, seit er sieben Jahre alt ist. Er arbeitete zunächst als Lektor für Kindersachbücher. Nachdem er seine ersten eigenen Kinderbücher veröffentlicht hatte, beschloss er, sich ganz dem Schreiben zu widmen. Er wohnt mit seiner Frau Gina, einer Grafikerin und Illustratorin von Kinderbüchern und den gemeinsamen Kindern Isabelle und Arthur in der Nähe von London. (Quelle: cbj)
Figuren: Zu meinem Leidwesen sprang der Funke beim Lesen nicht über, ich konnte mich mit den drei Agenten nicht identifizieren oder anfreunden. Lucy, Lockwood und George sind zwar alle unterschiedlich gestaltet und ergänzen sich mit ihren Fähigkeiten als Team, dennoch konnte ich das Gefühl nicht abschütteln, dass mir die Tiefe der Figuren fehlte. Dazu empfand ich die Charakterzüge als klischeehaft. Lucy, das starke Mädchen, das ein wenig zurückgezogen wirkt und noch sich selbst finden muss. Lockwood, der charmante Schönling, Draufgänger und Chef. George, das Helferlein und somit sofort die Leseratte mit Brille. Ich stieß mich ständig an den Details. Warum muss George automatisch nicht so attraktiv und verfressen sein? Welche Agentin, die durch Staub und Spinnweben stapft oder auch durch ein Fenster stürzt, würde im Minirock arbeiten?
Sprachlich zeichneten sich die drei zwar aus, besonders Lockwood und George, doch nachdem ich von allen Seiten gehört hatte, wie sarkastisch „Bartimäus“ geschrieben sein soll, war ich von den drei Agenten enttäuscht. Sie stichelten ein bisschen untereinander, sonst gingen sie jedoch recht freundlich miteinander um.
Ich weiß, man kann nicht alles neu erfinden an Figuren, aber mir fehlte das Originelle.
Sprache: Durchwachsen. Es gab Passagen, die lasen sich sehr flüssig und ich wurde regelrecht in die Geschichte gezogen. Andere wiederum lasen sich holprig und nüchtern. Schade fand ich, dass nach dem Rückblick die Geschichte von ihrer Sprache her (und ihrem Aufbau) deutlich an Qualität verlor. Die ersten Seiten, das Haus der Annie Ward, Lucys Vergangenheit, waren wirklich super geschrieben. Atmosphärisch, spannend, bildlich. Danach leider nicht mehr, sodass ich sogar den ersten Kampf der Agenten besser fand als das eigentliche Ende. (Was ziemlich bitter ist.)
Die Geistererscheinungen waren teilweise gut in Szene gesetzt, sodass ein leichter Gruselfaktor auftrat. Dies funktionierte leider nicht grundweg mit allen „Besuchern“, einige traten recht blass und leblos auf.
Lob und Kritik: Die Ausstaffierung Londons blieb im Gedächtnis. Geisterlampen, Wasserkanäle auf den Straßen, Eisenriegel überall. Diese Details wurden von Anfang an durchgezogen und gaben Strouds London etwas Mystisches. Sonst blieb das Buch jedoch eine harmlose, recht einfallslose Geistergeschichte. Mit den typischen Arten des Exzormismus‘ und Geisterschicksalen, die es in dieser Form alle schon einmal gab. (Zumindest wenn man ein bisschen belesen in diesem Genre ist.) Es fehlte mir einfach was. Besonders, da die Details wie das „Problem“ (der Auslöser der Besucher), was mich neugierig stimmte, nur angerissen wurden, nur minimal am Rande auftauchten.
Ab der Mitte verlief die Geschichte unglaublich gradlinig. Ich mag es nicht, nicht mal bei Jugendbüchern, wenn ich gute 200 Seiten vor dem Ende schon genau vorhersagen kann, was passieren wird. Haargenau. Nicht nur mir erschien es als zu vorhersehbar, ich habe das Buch zusammen mit meiner Schwiegermutter und meinem Ehemann gelesen, denen erging es nicht anders.
Zusammenfassend: Unspektakulär. Harmlos. Vorhersehbar. Gerade nach dem mitreißendem Anfang habe ich mehr erwartet, doch „Die seufzende Wendeltreppe“ blieb nur eine durchschnittliche Geistergeschichte. Daher vergebe ich 3 von 5 Sternen.