Wie ihr sicherlich wisst, lese ich viel und gern. Quer durch Genres, gern auch Erstlinge von Schriftstellern und so lange mich die Geschichte fesseln kann, schrecke ich auch nicht vor längeren Reihen zurück. Obwohl irgendwann so ab Buch Nummer Acht meine Geduld doch strapaziert wird. Dass es praktisch nur noch Reihen auf dem Buchmarkt gibt und diese nicht immer im Sinne der Handlung fortgesetzt werden, sondern zum Wohle der Verkäufe, daran habe ich mich auch gewöhnt.

Gerade aus der Sicht der Autorin finde ich Reihen interessant. Ein Einzelband ist ein in sich geschlossenes, fertiges Gebilde. Oft über tausend Seiten lang breiten sich Handlungen bei Reihen oft viel detaillierter, komplexer aus und natürlich habe ich beim Lesen im Hinterkopf, dass wenn ich einen Band beende, es nicht zwangsweise aus ist. Ich kann die Charaktere wiedersehen, das fremde Land erneut besuchen und hoffen, dass des Rätsels Lösung auf den nächsten Seiten auftaucht. Bei Harry Potter habe ich dieses Mitfiebern und Hoffen und Wünschen bestimmt über sieben lange Jahre gezogen.Worüber ich mich in den letzten Wochen aber richtig geärgert habe, sind Buchreihen, die nicht vollständig übersetzt werden. „Mirrorscape“ beim Oettinger Verlag zum Beispiel. Ich habe mich auf die Bücher gefreut, Band 1 & 2 liegen hier schon, und weiß nicht, was mich geritten hat, doch bevor ich zu lesen begann, schlug ich im Internet nach, wie viele Teile davon existieren und wie viele davon im Deutschen. Es ist eine Trilogie, im Englischen komplett erschienen, im Deutschen fehlt jedoch der Dritte. Und da habe ich „Mirrorscape“ wieder zu geschlagen und hege doch nun wirklich den Gedanken, die Bücher einfach ungelesen weiterzuverkaufen. Ich möchte ein Ende, ich möchte, wenn ich mir schon eine Trilogie ins Buchregal stelle, dass die Bände vom gleichen Verlag und in der gleichen Sprache sind. Ist das so ein großer Wunsch?

Heutzutage anscheinend schon!

Denn „Mirrorscape“ ist nicht die einzige Reihe im Kinder/Jugend/Fantasy-Bereich, die von diesem Phänomen betroffen ist. Die „Rose“-Reihe von Holly Webb bei Ars Edition wurde abgebrochen, das Debüt von Sarah Prineas, welches bei cbj erschien, fand kein Ende. Wobei ich hier zähneknirschend mir den letzten Band auf Englisch geholt habe, weil ich einfach wissen musste, wie es ausgeht. Mein persönliches Highlight diesbezüglich bleibt immer noch F.I.E.S.. Im Englischen sind bereits sieben Bände davon erschienen, mehrere Auflagen, etc, es läuft wirklich gut und die Geschichte ist spannend, anders, hebt sich von den typischen Superhelden-Büchern ab. (Ja, ich habe die beiden Bücher verschlungen, ich gestehe.) Dennoch wurde F.I.E.S. eingestellt, der Verlag mittlerweile geschluckt und ich habe mich damit abgefunden, auf Englisch weiterzulesen.

Dabei habe ich jedoch einen klaren Vorteil. Im Gegensatz zu der Zielgruppe, Kinder und Jugendliche, habe ich schon einige Jahre Englisch gelernt, die Schule hinter mir, etc. Ich lese greife gern nach englischen Büchern, mich schreckt so etwas nicht ab. Aber wie viele von den Zehn- bis Fünfzehnjährigen könnten diese Reihen ebenfalls im Original beenden? Ich vermute, eher weniger. Leider. Aber auch manch Erwachsener wird  damit seine Probleme haben.

„Da das Schreiben der Bücher der sehr guten Fantasy-Reihe von J.V. Jones dem Verlag zu lange dauerte, wurde die Reihe einfach nicht mehr fortgeführt. Dabei hatte ich letztens erfahren, dass die Reihe in Englisch schon lange beendet ist. -.- Und nein, mein Englisch reicht aus, um sich halbwegs zu verständigen, aber nicht um so atmosphärische Bücher wie diese Reihe zu lesen.“ – Maran Wortsaat von http://wortsaat.blogspot.de

Und ja, wie ich auch letztens schon in Gruppen bei Facebook erklärt habe, weiß ich, warum Reihen abgebrochen, bzw. nicht mal die fehlenden Teile als E-Book herausgebracht werden. Die Kosten für Lizenzen, Übersetzungen, Lektorate, Covergestaltungen, Innendesign, Satz, … übersteigen den Ertrag, den die Buchverkäufe noch generieren. Das ist mir alles wohl bewusst, aber ich sehe darin auch einen Teufelskreis.

„Was für den Verlag sicherlich ebenso ärgerlich und enttäuschend ist wie für uns, ist für uns zusätzlich der blanke Horror. „Wie, die Reihe wird eingestellt?!“, „Nein, nein, nein! Ich muss doch wissen, wie es weitergeht!“ oder „Das können die nach dem Cliffhanger doch nicht bringen!“ – solche Gedanken schleichen sich uns bei der schrecklichen Meldung „XY wird nicht fortgesetzt“ in den Kopf. Die Trauer ist dann erst einmal groß, schließlich hat man sich doch schon so sehr auf die Fortsetzung gefreut. Aber was soll man jetzt noch machen? Gestrichen ist gestrichen, da hilft es nur in seltenen Fällen etwas, wenn man die gesamte Kontaktliste seines Telefons und seines E-Mail-Kontos durcharbeitet und jeden Bekannten zum Kauf der Reihe animiert.“ – Simone von www.leselurch.de/

Reihen werden lediglich fortgesetzt, wenn die Reaktion auf dem Buchmarkt positiv ausfällt. Verkäufe, Bewertungen, wenn der jeweilige Teil gewisse wirtschaftliche Erwartungen erfüllt, Gewinn abwirft. Dies mag zwar von Verlag zu Verlag im Detail variieren, dennoch bleibt der Kern der Sache der gleiche.

Was passiert aber, wenn Leser sich das Verhalten angewöhnen, erst einmal abzuwarten? Abzuwarten, ob die Reihe abgeschlossen wird? Sicherlich gäbe es dann Käufer, die die einzelnen Teile horten, um die Buchreihe dann in einem Rutsch zu lesen, aber das ist wohl die Ausnahme, denn auch das größte Bücherregal ist begrenzt. Wenn also die Verkäufe aufgrund von Skepsis wegfallen, wird es noch unwahrscheinlicher, dass Buchreihen fortgesetzt werden.

„Hätte ich, bevor ich mit der Reihe von Darynda Jones begonnen habe, gewusst, dass Lyx die Reihe wieder absetzt, hätte ich wahrscheinlich nicht begonnen. Und da mein Englisch nicht ganz so bombastisch ist, sind die englischen Bücher leider nichts für mich.“  – Janina von www.diebuecherfreaks.blogspot.de

Ich schrecke mittlerweile vor noch offenen Reihen zurück. Einfach, weil ich nicht weiß, ob ich je ein Ende bekomme oder nicht. Oder ich in den nächsten Jahren wieder aufs Englische wechseln muss. Gleichzeitig frustriert es mich. Einzelbände zu erwischen, ist mittlerweile wie die Jagd nach einem verlorenen Schatz.Ich kneife mir sogar manchmal Debüt-Autoren, weil ich nicht weiß, ob der Reihenauftakt in Deutschland genauso erfolgreich wie in auch im Ausland verkauft wird.

„Mich macht es wütend und manchmal sogar traurig, wenn ich als Leser hängen gelassen werde, weil ausgerechnet Teil 3 nun nicht erscheint. Ich werde angefixt mit einer Reihe, lese sie, liebe sie, leide mit den Charas, freue mich mit ihnen und dann: Nee, bringt uns zu wenig ein, setzen wir nicht fort. Ähm … hallo? Wo ist der Dienst am Leser? Der bleibt komplett auf der Strecke. Es ist denen egal, wie viel Herzblut beim Leser fließt, kommt Geld unter der erwarteten Grenze rein, ist es eben aus. Wenn es ein großes Minusgeschäft wäre, könnte ich es eventuell verstehen, aber ich glaube, dass große Verlage das auch auffangen können.“ – Cathrin Kühl von cathrinkuehl.wordpress.com/

Die Konsequenzen sind meiner Meinung nach beängstigend. Die Auswahl an Büchern schränkt sich dadurch immer weiter ein und ich will nicht gezwungen sein, nur noch die Spitzentitel zu lesen, in die sowohl Geld und Werbung als auch mediale Aufmerksamkeit gepumpt wird, sodass diese Reihen immer weiter und weiter verlegt werden. (Und es dann vermutlich auch kein Ende gibt, weil es ja so gut läuft.) Ich will genauso wenig gezwungen sein, nur noch Englisch zu lesen. Denn was mache ich dann mit Büchern, die ursprünglich nicht auf Englisch verfasst worden sind? Ebenfalls auf solche verzichten? Oder hoffen, dass es diese wenigstens auf dem englischen Markt geschafft haben?

Sicher ist es aus Sicht eines Verlages unrentabel eine Buchreihe fortzuführen, wenn sie sich schlecht verkauft. Jedoch was macht es für Sinn,  sieben von acht Teilen zu übersetzen und herauszugeben, aber den letzten und finalen, für die Reihe wichtigen Band, nicht mehr? So verprellt man Leser. Ich habe einige angefangene Reihen im Regal stehen, die nicht mehr übersetzt werden. Sehr, sehr ärgerlich. Man fühlt sich als Leser verarscht und um sein Geld betrogen. Mittlerweile warte ich gern einige Jahre, bis oder ob alle Bände übersetzt werden. Ich weiß von vielen Lesern, dass sie es ebenso handhaben. Dann bekommen die Verlage mein Geld halt erst dann, wenn ich die gesamte Reihe kaufen kann. Sie wollen es ja nicht anders. – Britt von lifestyle-familie.de/

Manchmal, so frage ich mich, ob es nicht besser wäre, weniger zu übersetzen und sich dafür mehr darum zu kümmern, dass die Titel im Programm Leser und Beachtung finden. Quantität ist leider nicht Qualität und so manche Qualität leidet zurzeit unter dem massiven Übersetzungssturm, der aus dem Englischen über unseren Buchmarkt hereinbricht.

Wie seht ihr das? Leidet ihr auch unter Reihen, die im Deutschen nie fortgesetzt werden? Hortet ihr Bücher, bis ihr alle Teile habt? Oder habt ihr etwa der Übersetzungsmaschine den Rücken gekehrt und lest nur noch in der Originalsprache?

Ich bin auf eure Meinungen gespannt.

Und zum Schluss ein großes DANKESCHÖN an all die Blogger, die sich an diesem Beitrag beteiligt haben!

#Gedankenfetzen : Reihen ohne Ende

5 Kommentare zu „#Gedankenfetzen : Reihen ohne Ende

  • 15. Februar 2014 um 17:53 Uhr
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    Du hast die Gründe, warum Reihen abgebrochen werden, ja selbst schon angesprochen. Ist zwar doof, aber nicht zu ändern, da nun mal nicht jeder direkt 20 Bücher pro Kauf mitnimmt. Ich glaube aber nicht, dass der Ottonormalleser so handelt wie z. B. Blogger, die sich durch Vorschauen wälzen etc. Der normale Leser wird kaufen, was ihn interessiert und nicht erst checken, wie viele Reihe die Bände haben wird und wie die Chancen stehen, ob man das Ende auf deutsch erlebt 😉

    Und die gut informierten Blogger müssen für sich selbst entscheiden, ob sie lieber warten oder das Risiko eingehen. Gibt ja genug Bücher, die man in der Zwischenzeit lesen kann.

  • 15. Februar 2014 um 20:14 Uhr
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    Ich habe auch einige Reihen im Regal, die nicht weiter übersetzt worden sind und finde das schrecklich! Mittlerweile lese ich auch englische Bücher, weshalb es nicht mehr ganz so schlimm ist, da ich das Ende der Reihe dann ja im Original lesen kann, allerdings finde ich es trotzdem schade, wenn die Bücher dann nicht zusammen passen. Und besonders, wenn es irgendwelche Fachbegriffe gibt, die der Autor erfunden hat und die anders übersetzt wurden, ist es ziemlich verwirrend, mitten in der Reihe die Sprache zu wechseln. Die ganze Reihe noch mal auf englisch kaufen möchte ich aber natürlich auch nicht.
    Weil das momentan so oft passiert, warte ich in den meisten Fällen auch erst mal ab, ob auch wirklich die ganze Reihe erscheint, bevor ich Band 1 lese oder sogar kaufe. Dann werde ich im nachhinein nicht enttäuscht.
    Was ich aber richtig mies finde ist, wenn nicht mal im Original die Reihe beendet wird. Zum Beispiel warte ich seit Jahren auf die Fortsetzung des Buches „Dark Love“ und musste jetzt feststellen, dass die Reihe im Original nach Band 2 abgebrochen wurde.

    Natürlich haben Autoren und Verlage dafür ihre Gründe, aber fair gegenüber dem Leser finde ich es trotzdem nicht. Wir kaufen die Bücher, sichern den Leuten so ihren Unterhalt und werden dann so damit enttäuscht, dass wir niemals erfahren werden, wie unsere potenzielle Lieblingsreihe geendet hätte.

    Wenn jetzt alle darauf umsteigen, erst einmal auf die Erscheinung des letzten Bandes zu warten, funktioniert der ganze Buchmarkt auch nicht mehr. 😀

  • 15. Februar 2014 um 20:41 Uhr
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    Deswegen ist es ein Teufelskreis. Die Frage ist, was kann man dagegen machen? Ich weiß, dass es Verträge gibt, die sich auf ganze Reihen beziehen. Sowohl Autoren verpflichten sich, Verlagen ganze Reihen in gewissen Taktungen zu liefern. Als auch Verlage Lizenzen für komplette Reihen im Ausland erwerben können.
    Vielleicht bin ich deswegen auch ein wenig sauer. Einerseits gibt es dieses Modell, aber in letzter Zeit muss ich mich immer mehr mit der „Wir schauen mal, wie der Band läuft, und sehen dann weiter“-Einstellung auf dem Buchmakrt herumschlagen.

  • 15. Februar 2014 um 21:05 Uhr
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    Ich würde mich nicht als Buchbloggerin bezeichnen und kenne auch viele Leser, die sich durch Vorschauen und Programme wälzen (bzw. sie akribisch abstreichen), aber keine Buchblogger sind. Dennoch glaube ich, dass die Enttäuschung, wenn eine Reihe abgebrochen wird, ob Buchblogger oder „Ottonormalleser“, ob informiert oder Spontankäufer, immer noch die gleiche ist. Denn niemand rechnet damit, dass es plötzlich kein Ende geben wird, oder?

  • 16. Februar 2014 um 14:03 Uhr
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    Ich fürchte da hab ich in Gedanken mal wieder mehr formuliert als ich dann tatsächlich aufgeschrieben hab o_O Ich wollte darauf hinaus, dass der „Ottonormalleser“ in der Regel nicht darauf warten wird, bis eine Reihe komplett ist und sich deshalb dieser Teufelskreis zwar in der Theorie ganz furchtbar anhört, in der Praxis so aber nicht passieren wird, weil die meisten Buchkäufe auch weiterhin Spontankäufe bleiben werden. Und da kontrolliert man ja vorher eher selten, ob und wann die Reihe abgeschlossen wird.

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