Sophia Bennett – #rausmitderdicken
Chicken House
416 Seiten
Über den Autor: Sophia Bennett, geboren 1966, gewann mit ihrem Debüt „Wie Zuckerwatte mit Silberfäden“ den Times-Chicken-House-Schreibwettbewerb 2009. Schon mit 20 Jahren wollte sie Schriftstellerin werden, studierte aber zunächst Sprachen. Ihre großen Leidenschaften sind Kunst und Design, ihre vier Kinder, Modezeitschriften, Cappuccino, ihr Mann und ihr Beruf (vielleicht nicht unbedingt in dieser Reihenfolge). Sie lebt mit ihrer Patchwork-Familie in London.
Inhalt: „OMG! Sasha und Rose, weltbeste Freundinnen, kommen ins Fernsehen! Mit ihrem Song stehen sie kurz davor ins Finale von Killer Act katapultiert zu werden. Schon jetzt ist ihre vierköpfige Girlband DAS Gesprächsthema auf Twitter. Eine einmalige Chance, denn Millionen von Zuschauern verfolgen die Show. Doch die Mädchen können nur zu dritt gewinnen – eine muss raus. Also trifft Sasha eine Entscheidung. Und löst damit eine Hetzjagd im Netz aus, die vollkommen außer Kontrolle gerät. Wird Rose ihr das jemals verzeihen?“ (Chicken House)
Cover: Bunt und auffällig, doch zeigt es sehr schön die unterschiedlichen Typen der vier Freundinnen und nimmt auch noch Bezug auf den Song „Sonnenbrille“ im Buch. Gefällt mir sehr gut!
Umsetzung: Zunächst war ich weniger angetan, als ich das Rezensionsexemplar erhalten habe. Wieder ein Jugendbuch, das sich mit Castingsshows beschäftigt, den kurzen Moment des Ruhms, den Teenager sich wünschen. Nach den ersten dreißig Seiten warf ich meine Zweifel über Bord. Das Buch war angenehm zu lesen und mit Leichtigkeit stellte Bennett dem Leser die vier Mädchen vor, um die es sich dreht. Es startete als eine warme Geschichte, Freundinnen, die in etwas reinstolpern, das größer als sie selbst ist. Aber auch größer als ihre Freundschaft?
Nach den ersten 100 Seiten klebte ich praktisch an den Seiten, da ich mitten in die Geschichte gezogen wurde. Sehr gut recherchiert und sehr glaubwürdig verwandelt sich der Traum, eine Casting-Show zu gewinnen, in die absolute Hölle für die vier Mädchen. Sie wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen. Man will sie sie verbiegen, Fremde beschimpfen sie im Internet und die Medienmacher erklären sie zum Spielball ihrer niederen Absichten. Und das Publikum scheint sich für alles zu interessieren, nur nicht die Wahrheit.
Figuren: Die Geschichte ist aus Sashas Sicht erzählt. Sie wirkt auf den ersten Seiten ein wenig naiv, was sie jedoch liebenswürdig macht. Sasha ist dieses „Aber andere sind doch viel besser als ich“-Mädchen und ich habe mit Spannung verfolgt, welchen Weg sie im Buch einschlägt. Zeitweise war sie furchtbar überfordert, dennoch habe ich mitgefiebert, ob sie die Freundschaft zu Rose noch retten kann und wie sie ihrer Rolle entkommen will, in die das Internet sie gesteckt hat.
Bennett schafft eine nahtlose Auflösung, die den Leser zufrieden zurücklässt. Gerade das Ende ist realistisch und die Aussage, die leise im Hintergrund mitschwingt, hat mich lächeln lassen. Kein Kitsch, kein übertriebenes Gehabe – ganz, ganz toll.
Sprache: Leicht und locker fließt der Text dahin. Die Mädchen benehmen sich durchweg wie Teenager und es war erschreckend, wie bekannt mir die eingefügten Schnipsel aus dem Netz vorkamen. Gleichzeitig ist Sashas Gefühlswelt sehr stark beschrieben, Ängste, Sorgen, Zweifel sind äußerst lebhaft umgesetzt.
Fazit: Wow. Seit langem endlich wieder ein Jugendbuch, das mich schlichtweg überzeugt und zufrieden zurücklässt. Ein bisschen Liebe, ganz viel Freundschaft. Aber auch ein authentischer Blick auf die Auswirkungen von Cybermobbing und hinter die Kulissen von Castingshows.
Daher vergebe ich 5 von 5 Sternen an #rausmitderdicken und erteile eine Leseempfehlung. Nicht nur für Jugendliche, sondern auch für Erwachsene geeignet.