Vorsicht SPOILER
Zuallererst: Ich zähle mich als einen Harry Potter Fan, dadurch habe ich eine andere Betrachtungsweise als jemand, der die Bücher nicht gelesen hat. Ich versuche dennoch, auf beide Seiten einzugehen.
Harry Potter 7.1. wurde gut umgesetzt. Der Film bleibt an der ersten Hälfte der Handlung erstaunlich nah dran. Wenn auch ein paar Szenen wählen, wie zum Beispiel, warum Harry im Haus der Dursleys immer sicher war. Oder das eigentümliche Horn von Xenophilius Lovegood.
Leider gab es zu Anfang direkt einen dicken Fehler, da Hermine sich an Harrys Rettungsaktion beteiligt, die in einer großen Flugschlacht endet. Jedoch weiß der Fan, dass Hermine nicht gut fliegen kann; wenn nicht sogar einen großen Bogen darum macht. Wie also hat sie diese Manöver geschafft und auch überlebt? Unlogisch, liebe Filmemacher, unlogisch. Dazu kam die spannungsgeladene Situation zwischen Ginny und Harry nicht zum Tragen. Sie küssen sich, ja, aber die Gefühle dahinter (dass Harry sie zurücklassen muss und sich am besten so weit wie möglich von ihr fernhalten sollte, ihren Bruder jedoch mitnimmt) kommen nicht zum Tragen.
Die beste Szene war, wie Harry & Co mit Vielsafttrank in das Ministerium einbrechen. Ja, ich weiß, andere Schauspieler stellen Harry, Ron und Hermine dar, aber die Art und Weise wie sich die Eigenarten von den Dreien angeeignet haben, war ein Fest für die Augen. Von der Haltung bis über den Gesichtsausdruck! Man hatte das Gefühl, dort stehen Harry, Ron und Hermine; nur eben nicht wirklich. 🙂
Doch wo blieb Voldemort in Godrics Hollow? Wo war die Bedrohung? Wieso hat man die Szene im Ministerium so kurz gehalten? Die Szene mit dem Hirschkuh-Patronus war zwar wichtig, aber so lose in den Raum gestellt, wirkte sie eher störend als fragend. Besonders wenn man nicht weiß, wer dahinter steckt. Was sollte der fulminante Schluss? Zwei Minuten Voldemort, in denen er Dumbledorres Sarg aufbricht, den angeblich unbesiegbaren Zauberstab herausholt und die Lichtsäule in den Himmel schickt, ersetzen leider keinen Cliffhänger! Die Lichtsäule war sowieso übertrieben! Ich hätte mich viel mehr über einen Shot von Voldemorts Gesicht gefreut, oder meinetwegen von der Brust aufwärts. Er hält den Elderstab zwischen den Fingern, andächtig wie den Heiligen Gral und lächelt perfide. Damit man ganz genau weiß, er hat nun alle Macht Harry Potter zu töten und er wird nicht zögern, dies zu tun. Im Sinne von „Die Macht gehört mir! Nur Mir!“. Jedoch ohne fieses Lachen bitte.
Für denjenigen, der die Bücher nicht kennt, wird dieser Film langweilig sein. Es gibt keinen Spannungsaufbau. Gleichzeitig ist er auch nicht möglich wie in anderen Filmen, da wir erst eine Hälfte haben. Im Vergleich zu Herr der Ringe bestand dort jeder Film aus einer abgeschlossenen Handlung.
Schlimmer noch, ohne das Wissen der Bücher, wird dieser Film nicht verständlich sein. Man kann die Zeichen und Hints nicht deuten. Man weiß nicht, wer Gregorowitsch (ich hoffe, ich schreibe ihn richtig) ist oder was Kreacher im Haus der Blacks macht. Geschweige denn warum er Harry gehorcht. Man erkennt nicht, dass Harry ins Anwesen de Malfoys gebracht wird. Warum flüchten sie am Ende zu diesem Cottage? Es wird nicht erklärt. Warum sagt man den Leuten erst Minuten später, dass Godrics Hollow Harrys Geburtsort ist? Mir würden noch mehr Fragen einfallen, aber naja … Ich denke, ich habe meinen Standpunkt vertreten.
Ohne Vorwissen ist Harry Potter wie wenn man die zwanzigste Episode einer Fernsehserie sieht, ohne die neunzehn davor zu kennen. Daher für Quereinsteiger und keine Fans der Bücher nicht empfehlenswert. Der Fan jedoch wird seinen Anklang daran finden. Dennoch mit einem schalen Gefühl nach Hause gehen, da beide Filme an einem Stück deutlich besser gewirkt hätten. Ich fürchte, dass 7.2 nach diesem Anfang zu 70% aus dem Endkampf rund um Hogwarts bestehen wird… Aber dies erfahren wir erst nächsten Sommer, wenn das Fantasy-Spektakel eines Jahrzehnts sein Ende findet..